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„Leute glauben, dass sich die Digitalisierung nicht auszahlt“

Foto: ondot / Adrian Almasan
Die Künstliche Intelligenz ist laut Schwabl ein hervorragendes Tool. Für die Logistik sieht er aktuell aber nicht allzu viele Anwendungsmöglichkeiten, da in diesem Feld Algorithmen weitaus sinnvoller seien.
Foto: ondot / Adrian Almasan

Michael Schwabl, CEO des Softwarentwicklers ondot solutions, spricht im Interview mit Verkehr über neue Zusatzmodule, Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz in der Logistik.

ondot solutions ist auch heuer wieder auf der LogiMat in Stuttgart mit einem Messestand vertreten. Können Sie uns vorab verraten, was Sie dort präsentieren werden?
Wir sind sehr gerne auf der Messe vertreten und werden dort einige neue Lösungen vorstellen. Wir verbessern unser Produkt shippingNET laufend und haben es aktuell zum Beispiel um eine Lademittel-Buchhaltung erweitert – diese Lösung werden wir zeigen. Ebenso neu und für das Versand- sowie Speditionsgewerbe interessant ist die CO2-Berechnung für Touren. Man kann als Unternehmen damit die eigenen Emissionen ausrechnen und dann gegensteuern und/oder kompensieren. Unseren Messestand nutzen wir aber eher dafür, um Kontakte zu pflegen bzw. neue zu knüpfen. Dafür eignet sich die Messe hervorragend.

Sie haben ein wichtiges Stichwort genannt – nämlich CO2. Viele Unternehmen wollen ihren „carbon footprint“ reduzieren oder sonstige Maßnahmen treffen, um nachhaltiger zu werden. Da spielen digitale Lösungen eine wichtige Rolle. Ist Ihrer Erfahrung nach das Potenzial der Digitalisierung in der Wahrnehmung der Unternehmen angekommen?
Also das Verständnis, warum es notwendig ist, Prozesse zu digitalisieren, ist viel mehr in den Köpfen der Menschen verankert als früher. Natürlich gibt es auch noch Vorbehalte, weil viele glauben, dass sich die Digitalisierung von Prozessen nicht auszahlt. Aber digitale Lösungen sind skalierbar und man kann sie an die eigenen Bedürfnisse anpassen, auch wenn man z. B. nur zwei Fahrzeuge in der Flotte hat. Wenn man durch eine intelligente Software die beiden Lkw effizienter einsetzt und sie kürzer fahren müssen, dann hat man schon eine größere Effizienz und Ersparnis erreicht. Und auch als Disponent müsste man sich weniger den Kopf zerbrechen.

Wir haben eine kleinere Spedition als Kunden. Die Chefin ist sehr engagiert, hat aber früher alles mit Excel-Listen geführt. Sie hat sich am Anfang mit unserem Produkt ein wenig schwer getan, weil alles digital war und sie nicht mehr mit einem kurzen Anruf spontan Touren umdisponieren konnte. Nach einem Jahr Anwendung singt sie nun aber Lobeshymnen, weil ihre Arbeit um ein Vielfaches einfacher geworden ist und sie auch vom Home Office aus ihre Arbeit erledigen kann. Aber daran sieht man eigentlich, dass die Akzeptanz der Software nur ein Teil der Geschichte ist. Viel wichtiger ist es, dass es zu einem kulturellen Wandel hin zum digitalen Unternehmertum kommt.

Das Potenzial von digitalen Lösungen ist hoch. Haben Sie manchmal auch mit überstiegenen Erwartungshaltungen zu kämpfen?
Selten, aber es passiert schon mal, dass Menschen glauben, dass sich alles mit einem Mausklick erledigen lässt oder dass die KI jegliche Probleme lösen kann. Es stimmt nicht ganz, weil es nicht so simpel ist. In der Tourenplanung sehe ich für die KI keinen großen Nutzen, weil es Algorithmen dafür gibt und diese besser sortieren und optimieren können als eine KI.

Es gibt sicherlich Bereiche, wo die KI sinnvoller ist.
Selbstverständlich, wir nutzen sie intern ja auch. Also man kann sie zum Beispiel einsetzen, um interne bürokratische Prozesse zu automatisieren. Der Einsatz der KI in der Logistik wird schon wesentlich schneller vorangehen, als es jetzt mit Software passiert, weil die Digitalisierung
schon fortgeschritten durchgedrungen ist.

Ein Wandel hin zur Digitalisierung ist aber nicht nur aus dem Wunsch nach mehr Effizienz heraus notwendig.
Nein, denn wir haben auch ein großes Problem mit dem Arbeitskräftemangel – das können wir mithilfe der Technologie ein wenig abdämpfen. Die Gesellschaft ändert sich. Jüngeren Mitarbeitern sind Themen wie zum Beispiel Freizeit und Home Office wichtig. Unternehmen
stellen sich darauf ein. Und das bedeutet, dass jegliche Prozesse in Unternehmen zunehmend digitalisiert oder zumindest redundant ausgeführt werden. Damit will man sicherstellen, dass man nicht abhängig ist von einer Person. Das ist ein Prozess, der momentan in vielen Unternehmen im Gange ist, wie wir beobachten.


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