Mit einem innovativen Logistik-Konzept konnten Rail Cargo Austria und Hödlmayr den BMW-Importeur VAKO-Logistik in der Türkei überzeugen. So werden künftig erstmals mit einem wöchentlich planmäßig verkehrenden Ganzzug-System die Fahrzeuge von Schwertberg in die Hafenstadt Tekirdag, rund 100 Kilometer westlich von Istanbul, transportiert. Die Anlieferung nach Schwertberg und der Weitertransport in der Türkei wird über die Hödlmayr-LKW-Flotte sichergestellt.
„Rund 200 Fahrzeuge wöchentlich gelangen somit von den BMW-Werken in Südbayern in die Türkei“, erklärt Andreas Sundl, Geschäftsführer von Hödlmayr Logistics Austria und einer der Initiatoren des Kooperationsprojektes. Rund ein Jahr nahmen die Vorbereitungen in Anspruch, inklusive dreier Testläufe, bei denen Laufzeit, Ladefaktoren und organisatorisch bürokratische „Hürden“ geprüft wurden. „Angesichts eines Bahntransports über rund 1.800 Kilometer durch fünf Staaten eine durchaus herausfordernde Aufgabe“, wie Reinhard Bamberger, Vorstand der für die Bahntransportabwicklung zuständigen Rail Cargo Austria, betont.
Die Projektpartner konnten letztendlich alle Probleme und Schwierigkeiten überwinden und somit den Grundstein für einen regelmäßigen Transport legen. „Bei den Kosten mussten wir uns sicher nach der Decke strecken, um mit dem ansonsten üblichen Seetransport der Fahrzeuge mithalten zu können. Letztendlich haben sich aber die Vorteile unseres Konzeptes durchgesetzt“, so Sundl. So verringert sich etwa die Transportzeit um drei bis vier Tage, was sich natürlich positiv auf die Kapitalbindungskosten auswirkt. Der Transportdurchlauf ist für den Kunden gut kalkulierbar, das Risiko etwaiger Wartezeiten in Häfen entfällt. Die Umstellung auf einen Schichtbetrieb bei den LKW-Fahrern sorgt zudem für eine reibungslose Abholung von den Werken.
„Bislang ist der Transport mit Ganzzug-Systemen in die Türkei nur als Alternative gewählt worden, wenn etwa außergewöhnliche Wettersituationen den reibungslosen Seetransport beeinträchtig haben“, erklärt Joachim Kemmler, Geschäftsführer von VAKO Logistik, dem für die Logistik verantwortlichen Partner des türkischen BMW-Importeurs. Die sich verändernden Frachtkosten und die Überlastung der türkischen Häfen sorgen aber für veränderte Rahmenbedingungen, die sich jetzt in diesem neuen Logistik-Konzept widerspiegeln. Neben der Zeitersparnis und der besseren Steuerbarkeit bietet der Zugtransport für Kemmler noch weitere gravierende Vorteile gegenüber jeder anderen Alternative. So stellt für den Auftraggeber auch das verminderte Schadensrisiko für Neuwagen während des Transports einen wesentlichen Faktor dar.
„Das Thema Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit ist aber vielleicht der wichtigste Aspekt überhaupt. Wir können mit diesem Konzept den CO2-Ausstoss wesentlich reduzieren“, so Kemmler. Sichergestellt wird dies auch dadurch, dass die Transportkapazitäten auch auf der Rückfahrt aus der Türkei soweit wie möglich ausgelastet werden. So fahren zum Beispiel die Züge ab Rumänien wieder voll beladen Richtung Benelux-Länder. Auch für die Route von Belgien nach Schwertberg ist für die nötige Auslastung gesorgt. Voraussetzung für ein derart ambitioniertes Ganzzug-Konzept ist freilich ein entsprechendes Export-Volumen.
Kemmler: „Die Vorteile des Systems können nur greifen, wenn der Zug wirklich wöchentlich planmäßig verkehrt. Diese planbare Kontinuität sorgt für die positiven Effekte.“ Insgesamt sollen im Jahr 2015 laut Plan auf diesem Weg 9.000 Neufahrzeuge in die Türkei geliefert werden.