HVO100 ist auf alle Fälle eine sehr gute Brückentechnologie und bestens dafür geeignet, schnell eine deutliche CO2-Reduktion im Straßengütertransport zu erzielen“, gibt sich Jürgen Bauer, Mitglied der Geschäftsleitung bei Gebrüder Weiss, gegenüber Verkehr überzeugt. Der alternative Lkw-Treibstoff ist zwar umweltfreundlicher, weil er helfen kann, die CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent zu reduzieren, doch er ist auch teurer. Das hindert Logistikunternehmen offenbar nicht, ihre Lkw mit diesem Treibstoff zu betanken. Gebrüder Weiss tut es auch.
Die Angabe, dass sich mit HVO100 die CO2-Emissionen drastisch senken lassen, stammt direkt von den HVO-Anbietern wie ENI oder Neste und ist durch die International Sustainability and Carbon Certification (ISCC) abgesichert. Die Zertifizierung garantiert, dass der Kraftstoff nach strengen Nachhaltigkeitskriterien produziert wird und die Emissionsreduktionen verifiziert sind.
HVO100 bietet den großen Vorteil, dass er sofort einsetzbar ist. Freilich müssen die Lkw technisch in der Lage sein, den Kraftstoff zu nutzen, ohne dass erhebliche Fahrzeugumrüstungen nötig sind. Bauer: „Hier sehen wir aber zurzeit keine Schwierigkeiten. Unsere gesamte Fahrzeugflotte wurde von den Herstellern für HVO100 freigegeben.“ Eine weitere Grundvoraussetzung ist, dass HVO100 gesetzlich als Kraftstoff zugelassen ist und alle entsprechenden Normen und Standards erfüllt. In Österreich ist das der Fall, ebenso seit April 2024 in Deutschland und in vielen anderen europäischen Ländern.
Es muss fließen
Wichtig ist die ausreichende Verfügbarkeit von HVO100 und damit einhergehend eine zuverlässige Tankstelleninfrastruktur. Aktuell ist in Österreich die Verfügbarkeit bei HVO100 gegeben. Ob das auch in Zukunft so bleiben wird, gilt allerdings als nicht sicher. „Der Bedarf an Reststoffen und Abfällen wie Altspeiseöl, die für die Produktion von HVO100 benötigt werden, übersteigt bereits heute das Angebot, und es könnte schwierig werden, diesen steigenden Bedarf auf umweltfreundliche Weise zu decken“, stellt Bauer fest. Besonders brenzlig könnte es also in etwa 14 Monaten werden, wenn nicht rechtzeitig reagiert wird. Denn es ist so, dass ab 2026 die Regelung in Kraft tritt, nach der Fluggesellschaften einen gewissen Anteil an Sustainable Aviation Fuel (SAF), also alternativen Flugkraftstoff, zum Kerosin beimengen müssen. Der höhere Bedarf wird jedenfalls spürbar sein auf dem Markt. Hier brauche es daher heute schon eine verstärkte politische und industrielle Unterstützung, um die Produktion nachhaltig und effizient zu gestalten. Und idealerweise geschieht dies zu niedrigen Kosten, denn: „HVO100 muss im Vergleich zu herkömmlichen Treibstoffen wettbewerbsfähig und wirtschaftlich tragbar sein“, betont Bauer. Das trage letzten Endes ja auch zu einer schnelleren Akzeptanz bei.
Praxistauglichkeit
Obwohl es gewisse Unsicherheiten hinsichtlich der Verfügbarkeit gibt, hat sich Gebrüder Weiss entschieden, seinen Beitrag zur Klima-Debatte zu leisten und HVO100 zu verwenden. Bauer: „Mit bisher guten Erfahrungen. In Österreich haben wir zwei Eigentankstellen umgerüstet, in Hall in Tirol und in Bludenz. Außerdem nutzen wir öffentliche Tankstellen, die HVO100 anbieten. So können wir rund 30 Prozent des Treibstoffverbrauchs unseres Eigenfuhrparks in Österreich abdecken.“ Tendenz weiter steigend.
Wirtschaftlicher Erfolg sei für Gebrüder Weiss nur in Kombination mit umweltbewusstem Handeln und einer verantwortungsvollen Unternehmensführung denkbar. Dazu gehöre auch, so Bauer, die Entwicklung nachhaltiger Mobilität voranzutreiben, aktiv und technologieoffen. Da HVO100 in der Lage ist, den CO2-Ausstoß im Lkw-Verkehr schnell und deutlich zu reduzieren, kommt dieser Treibstoff sehr gelegen. Zudem ist HVO100 derzeit wesentlich kostengünstiger als alle anderen alternativen Antriebsarten.
Die Logistikbranche sei entschlossen, im Transportsektor die Umweltbelastungen signifikant zu reduzieren. Bauer: „Dafür benötigen wir allerdings eine gezielte Unterstützung durch die Politik. Wir appellieren an die Entscheidungsträger, nicht ausschließlich auf Elektromobilität zu setzen, sondern ein breites Spektrum an nachhaltigen Lösungen zu fördern.“ Ein wichtiger Bestandteil davon sei die Förderung der Produktion von HVO100 hier in Österreich. Damit könne man nicht nur umweltfreundlicher agieren, sondern auch die energiepolitische Unabhängigkeit stärken.