Verkehr: Die transport logistic musste 2021 aufgrund der in ganz Europa verhängten Regeln zur Bekämpfung der Corona-Pandemie als reine Online-Veranstaltung stattfinden und wird nun endlich wieder live ausgetragen. Hat sich diese Pause auf die Zahl der Aussteller ausgewirkt?
Robert Schönberger: Zunächst: Wir freuen uns sehr, dass die Messe endlich wieder live und in Farbe stattfinden kann. Und diese Vorfreude spüren wir auch bei den Ausstellern. Es ist endlich wieder Zeit, sich in den Hallen zu begegnen und sich auszutauschen. Die Messe war und ist immer ein Spiegelbild der Branche und zeigt auch stets die Entwicklung auf. So sind seit der letzten Messe einige liebgewonnene Marken verschwunden. Gleichzeitig gibt es aber auch einige Unternehmen, die erstmals dabei sind. Die Anzahl wird in etwa wieder gleich sein, allerdings auf mehr Fläche. Die Attraktivität der Messe hat in der Pause also nicht gelitten.
Gibt es Neuigkeiten oder Änderungen, auf die sich Besucher einstellen sollen?
Schönberger: Auf alle Fälle sollten sich Besucher vorab online registrieren und das Ticket sichern. Das ermöglicht einen reibungslosen Eintritt. Wenn sie dann die Hallen betreten, werden sie die grundsätzliche Struktur wiedererkennen. Hervorheben möchte ich aber den neuen Aufbau des Konferenzprogramms: Alle Sessions sind nun 60 Minuten lang. Das bietet an einem Messetag mehr Raum, zwischen Ausstellung und Konferenz zu wechseln. Die vier Foren befinden sich dieses Mal in den Hallen B2 (Ost und West), A3 und A4. Auch hier gilt: Bitte vorab online informieren, welche Sessions interessant sind.
Die transport logistic hat immer mit ihrer Internationalität gepunktet. Wie viele Aussteller werden aus dem Ausland teilnehmen und aus welchen Ländern kommen die meisten? Gibt es auch Neuzugänge?
Schönberger: In der Tat ist die Internationalität ein Aushängeschild der Messe und wird auf Ausstellerseite gegenüber 2019 auch nochmals zunehmen. Besonders stark wird die Beteiligung aus den direkten Nachbarländern sein. Auch aus Österreich gibt es Player, die erstmalig teilnehmen. Traditionell sind z.B. die Niederlande, Frankreich und Italien stark vertreten. Das Einzugsgebiet nimmt auch stetig weiter zu. So haben wir zum ersten Mal Aussteller aus Japan, Kenia und Tunesien.
Wie groß ist die Nachfrage seitens österreichischer Unternehmen?
Schönberger: Die Nachfrage ist enorm: 67 Unternehmen aus Österreich stellen in München aus. Erstmals dabei sind Kodlogy Technology, GuTeS SET oder DOT Telematik und Systemtechnik. Wir pflegen seit vielen Jahren ein sehr enges Verhältnis zu den Kunden und Partnern in Österreich. Das macht uns persönlich viel Spaß und wir freuen uns, dass wir aufgrund der räumlichen Nähe gewissermaßen auch die Hausmesse für den österreichischen Markt sind.
Die Außenwirtschaft Austria leistet einen besonderen Beitrag, den wir sehr zu schätzen wissen. Der Gemeinschaftsstand ist zu einer festen Größe auf der Messe geworden und hat vielen österreichischen Ausstellern einen niederschwelligen Zutritt zur Messe ermöglicht sowie damit die Basis für neue Geschäfte gelegt.
Die transport logistic findet ja nicht nur in München, sondern heuer auch in Singapur und Istanbul sowie nächstes Jahr in Mumbai, Shanghai und in Miami statt. Wie entwickeln sich die Messen im Ausland?
Schönberger: Gerade nach Corona bemerkt man die Unterschiede in den Märkten. Überall ist aber gleich: Die Menschen wollen sich wieder treffen und persönlich austauschen. In der Türkei haben wir bereits im Herbst 2021 das erste Mal wieder eine logitrans veranstaltet. Letzten Herbst war sie dann in einem neuen Gelände komplett ausgebucht. In Mumbai werden wir nächstes Jahr unsere air cargo India durch die Parallelität mit der CTL zu einer echten transport logistic India entwickeln und den multimodalen Ansatz etablieren. In Shanghai mussten wir die Messe sogar zwei Mal absagen – nach 2018 freuen wir uns daher ganz besonders auf das Wiedersehen. Unser persönliches Highlight ist in diesem Jahr der Launch der transport logistic Southeast Asia in Singapur, die für eine Erstveranstaltung sehr gut nachgefragt wird. Der Standort gewinnt als Logistik-Hub derzeit weiter an Bedeutung. Der Markt spiegelt uns, dass wir mit diesem Messeportfolio das Marktgeschehen gut abbilden.
Das Konferenzprogramm ist sehr vielfältig und deckt alle Aspekte der Branche ab. Wie entscheiden Sie, welche Themen diskutiert werden sollen? Woran orientieren Sie sich?
Schönberger: Beim Konferenzprogramm arbeiten wir mit über 35 Partner – unseren fachlichen Trägern – zusammen. Diese bewerben sich rund acht Monate vor der Messe mit Themenvorschlägen. Aus diesen wählen wir dann mit unserer Konzeptgruppe die passenden aus. Für uns ist dabei ein wichtiger Ansatz, dass die Besucher an jedem Tag zu jedem Thema etwas finden. Daher gibt es Themen, die häufiger beleuchtet werden, aber eine besonders hohe Relevanz haben. Der Messe-Freitag widmet sich im Konferenzprogramm traditionell dem Nachwuchs und der Karriere.
Ein Thema, das aktuell sehr wichtig ist, ist natürlich die Nachhaltigkeit. Wie gehen Sie als Organisator der größten Logistik-Messe Europas mit dem Thema um und welche Maßnahmen setzen Sie?
Schönberger: Zum einen geben wir dem Thema besonders viel Raum im Konferenzprogramm. Aber auch als Veranstalter setzen wir auf Nachhaltigkeit. Erstmals seit 1978 gibt es zur transport logistic keinen Messekatalog. Um den Papierverbrauch generell zu senken, wird nur noch ein Besucher Guide aufgelegt.
In den Hallengängen verzichten wir zudem auf 25.000 Quadratmeter Teppichboden, und beim Bau aller Foren und Sonderflächen achten wir auf den Einsatz nachhaltiger Materialien. Vom Auf- bis zum Abbau verringert das konsequente Sammeln und Recyceln aller eingesetzten Wertstoffe die Abfallrate. Zudem können Aussteller darüber hinaus über ein GoGreen-CO₂-Audit der Messe München ihren ökologischen Fußabdruck ermitteln und kompensieren. Unser Tochterunternehmen, der Messebauer meplan, bietet zusätzlich einen CO₂-neutralen Systemstand aus nachhaltigen Materialien an.
Für die klimafreundliche Anreise unterstützen 110 Ladestationen auf dem Messegelände die Elektromobilität. Zudem hat die Messe München bereits 2020 komplett auf regenerativ erzeugten Strom umgestellt. Dadurch werden nun im Normalbetrieb jährlich rund 6.400 Tonnen CO₂ eingespart.
Und auch die Messe-Besucher können etwas tun: Als Alternative zur normalen Eintrittskarte gleicht das so genannte GoGreen-Ticket den durchschnittlichen ökologischen Fußabdruck jedes Teilnehmers mit fünf Euro für Klimaschutzprojekte aus.