Die Märkte für Hersteller von Schienenfahrzeugen sind in Bewegung: Die Zeiten, in denen die "Big Three" Alstom, Bombardier und Siemens die Märkte untereinander ausmachten, sind unumkehrbar vorbei. Einerseits dehnen in Europa erfolgreiche Mittelständler mit starken Heimatmärkten ihr Geschäft erheblich aus und sind in einzelnen Fahrzeugsegmenten längst Marktführer vor den großen geworden. Andererseits drängen die starken chinesischen Hersteller sowie die technisch sehr wettbewerbsfähigen japanische Unternehmen längst nicht mehr nur auf die Märkte außerhalb Europas. Gemacht werden diese Aussagen auf Basis einer von SCI Verkehr in Köln soeben herausgegebenen Studie mit dem Titel "Hersteller für Schienenfahrzeuge weltweit".
Die aktuelle Diskussion um die Perspektiven Alstoms in einer Verbindung mit Siemens oder General Electric machen deutlich, wie sehr der Markt im Umbruch ist. Der Einstieg des Eigentümers der Knorr Bremse in den börsennotierten Vosslohkonzern zeigt ebenfalls, dass Bewegung in die Strukturen der Bahnindustrie Europas kommt. Die Märkte jenseits des klassischen Europas nehmen spürbar an Bedeutung zu - dies zeigt sich auch im Ranking der weltweiten Hersteller von Schienenfahrzeugen: Die chinesischen Hersteller CNR und CSR haben längst die Spitzenpositionen vor den "Big Three" eingenommen. Der internationale Wettbewerb erhöht den Druck auf die ohnehin im Vergleich zu anderen Branchen eher schwachen Ergebnissen. Höhere Margen erzielen Unternehmen in politisch geschützten Regionalmärkten oder bei auf einzelne Produktsegmente spezialisierte Firmen. Zur letzten Gruppe zählt auch General Electric. Eine Tiefenanalyse der Einnahmen, die Hersteller mit Neufahrzeugen erzielen, hat gezeigt, dass die zehn wichtigsten Hersteller zusammen Einnahmen in diesem Bereich von rund 13 Mrd. Euro verzeichnen, was 65 Prozent des weltweiten Marktes für Neufahrzeuge im Jahr 2012 ausmacht. Die 20 größten Hersteller machen zusammen 85 Prozent des Marktes für Neufahrzeuge aus.
SCI Verkehr unterteilt in der genannten Studie die Umsatzanteile der Schienenfahrzeughersteller in vier Gruppen: Neufahrzeuge, Instandhaltung, Komponenten und sonstige bahnbezogene Umsätze (häufig Leit- und Sicherungstechnik, aber auch das Leasing von Schienenfahrzeugen. Die Studie beschäftigt sich mit dem Bereich der Neufahrzeuge. Im Rahmen der Studie wurden die 50 größten Hersteller von Schienenfahrzeugen unter die Lupe genommen. Insgesamt erzielten 13 Hersteller in 2012 einem Umsatz von über einer Mrd. Euro mit neuen Schienenfahrzeugen. Zwei weitere Firmen verfehlten diese Grenze nur knapp. Bewegung gibt es in der Rangliste der zehn umsatzstärksten Hersteller im Bereich der Neufahrzeuge. Das Schweizer Unternehmen Stadler kehrte mit außergewöhnlich hohen Verkaufszahlen im Jahr 2012 mit Platz sechs in die Rangliste der Top 10 zurück. Mit dem Abklingen der Nachwirkungen der Wirtschaftskrise war die Nachfrage nach Güterwagen im Jahr 2012 wieder sehr hoch - Gründe warum die beiden größten Spezialisten für Güterwagenherstellung Uralvagonzavod und Trinity Industries wieder das Ranking der Top 10 auf den letzten beiden Plätzen belegten. Auf der anderen Seite fielen CAF, Hyundai Rotem und Kawasaki in diesem Jahr in der Rangliste. Dennoch verzeichneten diese drei Unternehmen starke Finanzjahre im Jahr 2012, sie konnten aber nicht mit dem Wachstum von Stadler, Trinity Industries und Uralvagonzavod mithalten. Mit einem Einkommensanstieg von Hundert Prozent seit 2009 die russische Transmashholding den fünften Platz belegt. Weiterhin weit entfernt von den weltweiten Top 10 ist der polnische Hersteller Pesa mit 450 Mio. Euro, auch wenn er ebenfalls seit 2009 seine Einnahmen um mehr als Hundert Prozent gesteigert hat.
Mehr Eisenbahn-Neuigkeiten im Special "Neue Bahn" der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung Verkehr Nr. 26/14 vom 27. Juni 2014.