Verkehr: Wie sehr ist Ihr Unternehmen von der Corona-Krise betroffen?
Christian Prangl: Ich glaube, die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie werden uns noch längere Zeit begleiten. Wir sehen, dass die Nachfrage derzeit schwankt. Ich denke, dass das zum einen an der Verfügbarkeit von Materialien und Personal auf den Baustellen liegt. Dann stellt sich zum anderen die generelle Frage, wie der Betrieb auf den Baustellen weitergeht oder ob die industrielle Produktion bereits offen oder noch geschlossen ist. Danach richtet sich der Zeitpunkt, zu dem wir einen Schwertransport oder Kranarbeiten durchführen können. Als Dienstleister sind wir davon abhängig, wann uns der Kunde benötigt, und dadurch fluktuiert das Geschäft sehr stark. In manchen Bereichen oder Regionen merken wir gar keinen Unterschied. Im Bereich Windenergie beispielsweise gibt es sogar eine Kapazitätsknappheit. Im internationalen Umfeld beeinträchtigen uns natürlich die unterschiedlichen Quarantäne- und Reisebestimmungen. Das Bild ist also sehr inhomogen und die Abwicklung größerer Projekte ist damit viel komplexer geworden.
Sie transportieren also die einzelnen Bestandteile dieser großen Windräder?
Prangl: Wir transportieren Windkraftanlagen nicht nur, wir sind gewissermaßen ein One-Stop-Shop für alle damit verbundenen Logistikprozesse. Unsere speziell ausgebildeten Mitarbeiter holen die Teile, also beispielsweise die Naben, die Rotorblätter oder die Turmsegmente der Windräder, und transportieren die Komponenten über die Straße oder per Schiff an den Ort der Aufstellung. Wir laden die Teile um, können auch zwischenlagern, wenn das notwendig ist, und errichten mit Großkränen die Anlagen. Im Bereich der Großkräne – das sind Kräne, die besonders schwere oder große Lasten bewegen können – und teilweise auch bei den Schwertransporten macht die Errichtung von Windrädern einen wesentlichen Teil unseres Geschäfts aus.
Welche anderen speziellen Schwerlast-Dienstleistungen bietet Ihr Unternehmen noch an?
Prangl: Wir haben eine sehr gute Verteilung auf unterschiedliche Branchen. Neben dem Transport von Komponenten für Windenergieanlagen und Kraftwerke arbeiten wir auch mit der Bauwirtschaft zusammen. Dazu gehören neben den klassischen Bauunternehmen etwa auch Stahl-, Betonfertigteil-, Fassaden- und Holzbaufirmen oder Unternehmen, die Fertigteilhäuser herstellen. Für die Industrie und die Petrochemie übernehmen wir beispielsweise die Montage von Produktionsanlagen und Raffinerien oder den Transport von Großbehältern. Für den Infrastruktursektor transportieren und errichten wir unter anderem Handymasten oder Brückenteile. In jedem dieser Segmente können wir alle unserer Maschinen zum Einsatz bringen, also Kräne oder Schwertransporte, aber auch Arbeitsbühnen und Teleskopstapler.
In welchen Bereichen haben Sie die Corona-Krise besonders gespürt?
Prangl: Die Unterhaltungsbranche ist ein Bereich, der aufgrund der Pandemiemaßnahmen aktuell zur Gänze eingebrochen ist. Da sind wir normalerweise Partner bei Veranstaltungen und auch im Filmdrehbereich, aber derzeit können ja weder Konzerte noch Dreharbeiten stattfinden. Wir haben den Lockdown in mehreren Bereichen gemerkt, denn da haben manchmal sowohl die Arbeitskräfte als auch die Materialien, teilweise auch einfach die Genehmigungen, gefehlt. Das hat natürlich Auswirkungen auf uns. Als Dienstleister sind wir schlussendlich „der Letzte in der Nahrungskette“ und abhängig vom Bedarf. Aber man merkt, dass es schon langsam wieder besser wird, obwohl wir natürlich nicht auf dem gleichen Niveau sind wie vor der Krise.
Jetzt einmal abgesehen von Corona: Was sind denn Ihre Zukunftspläne für das Unternehmen?
Prangl: Es war schon vor Corona herausfordernd, langfristige Pläne zu machen, weil alles immer unvorhersehbarer geworden ist – nach Corona wird das ungleich schwieriger werden. Natürlich hat man zur Weiterentwicklung des Unternehmens gewisse Ausrichtungen und Vorstellungen im Kopf. Da gibt es Überlegungen zu regionalen Expansionsmöglichkeiten, in dessen Zusammenhang wir darüber nachdenken, ob zusätzliche Standorte im
In- und Ausland sinnvoll sein könnten. Außerdem müssen wir ständig am Ball bleiben, was unser Equipment anbelangt. Da geht es um die Frage: Was sind die zukünftigen Technologien unserer Kunden?