„Der digitale Güterzug hat seine zweijährigen Praxistests erfolgreich abgeschlossen“, erklärt Sigrid Nikutta bei der Präsentation des Zuges vor der EU-Kommission heute in Brüssel. „Nun sollen erste Kunden im Schienengüterverkehr von der neuen Technik profitieren. Unsere gemeinsamen Erfahrungen werden dann in die Serienfertigung einfließen.“ Nur mit Digitalisierung und Automatisierung des Schienengüterverkehrs gelinge es, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen. „Das ist der entscheidende Hebel. Nur mit grünen Lieferketten schafft es Europa, seine Klimaziele zu erreichen“, betont Nikutta.
Turbo für den Schienengüterverkehr
„Mehr als die Hälfte der Transporte der Stahlindustrie erfolgen über die Schiene. Sowohl für die Versorgung mit Rohstoffen als auch für den Versand der fertigen Stahlprodukte sind unsere Mitgliedsunternehmen auf eine effiziente Logistik angewiesen. Die Digitale Automatische Kupplung kann ein echter Turbo für den Schienengüterverkehr werden – und damit ein wichtiger Baustein für leistungsfähige, klimafreundliche Lieferketten“, sagt Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl.
Connecting Europe Days starten in Brüssel
Die DB engagiert sich gemeinsam mit anderen europäischen Güterbahnen und zahlreichen weiteren Beteiligten aus der Eisenbahnindustrie in der Entwicklung und für die europaweite Einführung der DAK. Die Präsentation eines digitalen Güterzugs ist ein zentraler Programmpunkt bei den „Connecting Europe Days“ der EU-Kommission in Brüssel. Politik, Bahnen und Wirtschaft beraten diese Woche über die Weiterentwicklung der europäischen Verkehrssysteme. Ein Schwerpunkt ist der Ausbau der zehn transeuropäischen Verkehrskorridore und die Stärkung klimaneutraler Lieferketten für den Kontinent. Dabei ist die Finanzierung der Digitalen Kupplung als neuer Systemstandard ein wesentlicher Schwerpunkt.
Schwerstarbeit: 50.000-mal am Tag 30-kg-Bügel einhängen
DB Cargo fährt pro Woche rund 20.000 Güterzüge durch 17 EU-Staaten, die bei 60 Prozent aller Fahrten mindestens eine Grenze überqueren. Güterwagen werden von Spanien bis Skandinavien mit dem fast 200 Jahre alten Prinzip einer mechanischen Schraubenkupplung gekoppelt. Allein bei DB Cargo müssen die Mitarbeitenden bis zu 50.000-mal am Tag die 30 Kilogramm schweren Kupplungen von Hand an Eisenbügel der Waggons hängen. Dafür kann ein Güterzug bis zu 52 Lkw ersetzen und erspart ihm gegenüber 80 bis 100 Prozent CO2-Emissionen.
Mehr Tempo – mehr Kapazität
Von der Digitalisierung der Güterzüge profitieren alle Bahnkunden: Mit der DAK und durchgehenden Strom- und Datenleitungen sind deutlich höhere Geschwindigkeiten möglich, unter anderem weil damit Bremsen – wie bei Personenzügen längst üblich – elektronisch angesteuert werden können. Güterzüge, deren Geschwindigkeit bislang auf 120 km/h begrenzt ist, passen sich mit der DAK perspektivisch deutlich besser in Takt und Tempo des Personenverkehrs an. Das führt zu mehr Kapazität im Netz.