Konzipiert man ein Projekt mit bestimmten Parametern, realisiert es dann gemäß anderen, kann man nicht mit den ursprünglich erwarteten Resultaten rechnen. Dies zeigt sich auch bei Bulgariens elektronischem Mautsystem für den Schwerlastverkehr. Nach mehrfachen Verzögerungen ist das von einem Konsortium der österreichischen KapschTraffic Solutions für eine Auftragssumme von rund 92 Millionen Euro entworfene und ausgeführte Mautsystem zum März 2020 in Betrieb gegangen. Die erste Halbjahresbilanz der staatlichen Agentur für Verkehrswegeinfrastruktur (API) fällt nun ernüchternd aus.
Die bulgarische Regierung hatte das Mautsystem als „Gelddruckmaschine“ gepriesen, die das leidige Problem der Unterfinanzierung des Verkehrswegebaus lösen werde. Noch im Juli 2019 rechnete sie mit jährlichen Einnahmen an Mautgebühren in Höhe von ca. 660 Millionen Euro. Sie sollten größtenteils in den Erhalt und den Ausbau des nationalen Straßennetzes fließen. Nun belaufen sich die Erlöse zwischen Anfang März und Ende August 2020 aber gerademal auf 32 Millionen, beträchtlich weniger als vor der Elektronisierung des Mautsystems. Im Jahr 2019 wurden für Lkw über 3,5 Tonnen ca. 200 Millionen Euro eingenommen.