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„Bei der Infrastruktur gibt es noch ausreichend Wachstumspotenzial“

Foto: Flughafen Wien
Flughafenvorstand Julian Jäger: "Die Luftfahrt hat das Potenzial, als erster Verkehrsträger klimaneutral zu agieren: Sustainable Aviation Fuel ist der Schlüssel zum klimaneutralen Fliegen."
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Über den Flughafen Wien wurden im Vorjahr knapp mehr als 251.500 Tonnen Cargo umgeschlagen und ist ein leistungsfähiges Ost-West-Drehkreuz mit schnellen Abfertigungszeiten, so ­Vorstand Julian Jäger.
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Der Wiener Flughafen ist das größte österreichische Luftfracht-Drehkreuz und profiliert sich als Ost-West-Hub. Verkehr lud deshalb den Flughafenvorstand Julian Jäger zu einem Gespräch über Ausbaupläne, Konkurrenz, Ukraine-Krieg und die Bedeutung von Aircargo für die Carrier ein.

Verkehr: Sie haben im Jänner dieses Jahres weitere Ausbauprojekte im Cargo-Bereich angekündigt. Was konkret soll denn heuer in diesem Bereich passieren?
Julian Jäger:
Wir haben es uns als Ziel gesetzt, unsere Infrastruktur laufend auszubauen. Allein in den letzten drei Jahren haben wir das bereits gut bekannte und angenommene Pharma-Handling-Center, weitere Frachtabfertigungspositionen für Flugzeuge mit direkter Lage am Abfertigungsgebäude für Cargo und – trotz Krisenjahren – ein neues Air Cargo Center mit 1.200 m² sowie den Sky Log Park Vienna von DLH mit 250.000 m² in Betrieb genommen. Derzeit konzentrieren wir uns darauf, das Cargo-Volumen von 2019 wieder zu erreichen – das wird uns voraussichtlich schon 2024 gelingen.
Bei der Infrastruktur und im operativen Betrieb gibt es noch ausreichend Wachstumspotenzial: Heuer wird daher nahe dem Flughafen auf etwa 100.000 m² ein weiteres Logistikzentrum entstehen. Langfristig wird das Frachtgeschäft jedenfalls weiter wachsen.

Verkehr: Mit welchen Vorzügen im Cargo-Bereich kann der Flughafen Wien im Gegensatz zu anderen Airports punkten?
Jäger:
Der Flughafen Wien ist vor allem ein leistungsfähiges Drehkreuz mit schnellen Abfertigungszeiten. Innerhalb des Lufthansa-Verbunds sind wir sogar der pünktlichste Flughafen. Wir stehen in engem Austausch mit Unternehmen am gesamten Standort, wie etwa Cargo-Dienstleistern, dem Zoll und weiteren Behörden. Dank erfahrenem und qualifiziertem Personal, einer hohen Abfertigungsqualität und konkurrenzfähigen Raten konnten wir uns als Ost-West-Hub behaupten.

Verkehr: Landen in Wien auch Nur-frachter oder wird Cargo nur als Belly-Fracht abgefertigt?
Jäger:
Carrier wie Korean Air, Asiana, Silkway, Cargolux oder Turkish Airlines bedienen Cargo-Only-Flights nach Wien. Im Vorjahr kam mit Qatar Airways Cargo eine neue Frachtairline hinzu. In Summe werden etwa 40 Prozent des Frachtaufkommens durch reine Cargo-Flüge abgefertigt, der Rest über Belly-Fracht und Road Feeder Services.

Verkehr: 2022 konnte das Volumen in Ihren Pharma-Fazilitäten um 64 Prozent gegenüber 2021 gesteigert werden.
Jäger:
Das stimmt, 2022 haben wir im Pharma-Handling-Center einen Zuwachs um 1.400 Tonnen verzeichnet. Mit dieser Rekordtonnage entwickelt sich der Flug­hafen Wien immer weiter zum relevanten Pharma-Hub für Zentral- und Osteuropa. Für den international agierenden Pharmasektor schaffen wir hier wichtige und sichere Zugänge zu den oftmals lebensrettenden Kühlketten. Mit hochmoderner Ausstattung, Zertifizierungen und optimierten Prozessen ermöglicht das Pharma-Handling-Center eine zuverlässige und zügige Abfertigung und ist für die steigende Nachfrage gerüstet.

Verkehr: Spüren Sie im Frachtbereich die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs? Die Märkte Russland und Ukraine sind ja praktisch derzeit nicht vorhanden.
Jäger:
Für die Luftfracht in Wien haben die Märkte Russland und Ukraine eine eher geringe Rolle gespielt. Größere Einschränkungen entstehen aber durch deutlich längere Flugzeiten bei vielen Verbindungen nach Asien. Spürbar ist auch, dass die Lieferketten volatiler geworden sind.

Verkehr: Welches strategische Ziel verfolgt der Flughafen Wien in den kommenden Jahren für den Frachtbereich?
Jäger:
Während der Corona-Pandemie hat die Luftfracht an Bedeutung gewonnen. Cargo bleibt weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Leistungspalette auf dem Flughafen Wien. Langstreckenverbindungen können kaum ohne Fracht gewinnbringend betrieben werden – das unterstreicht die hohe Relevanz der Fracht im Flugverkehr.
Durch die beträchtlichen Investitionen in den letzten Jahren sind wir sehr gut positioniert für weiteres Wachstum und haben die besten Voraussetzungen, den Status als führender Ost-West-Hub weiter auszubauen.

Verkehr: Immer wieder ist zu hören, dass der Luftverkehr – global gesehen – der erste Sektor sein wird, der klimaneutral agieren wird. Wie soll das gelingen?
Jäger:
Flughäfen investieren viel in einen nachhaltigen Betrieb. Der Flughafen Wien beispielsweise führt seit 2023 seinen Flughafenbetrieb CO2-neutral. Die Luftfahrt hat absolut das Potenzial, als erster Verkehrsträger klimaneutral zu agieren: Sustainable Aviation Fuel (SAF) ist hier der Schlüssel zum klimaneutralen Fliegen. Die Technik zum Einsatz dieser nachhaltigen Flugkraftstoffe ist schon vorhanden, und die In­frastruktur der Luftfahrt kann damit betrieben werden. Jetzt kommt es nur noch darauf an, die Produktion dieser Stoffe ­voranzutreiben und ihren Einsatz auch wirtschaftlich zu machen.

Vielen Dank für das Gespräch.


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