News

Wenn KI die Luftfracht managt

Foto: FIEGE Air Cargo Logistics
Mehr Effizienz in der Luftfracht-Logistik: präzise, schnell, sicher. Denn in der Luftfracht zählt jeder Zentimeter - und die berechnet jetzt eine KI der Deutschen Telekom für FIEGE Air Cargo Logistics.
Foto: FIEGE Air Cargo Logistics

Mit Künstlicher Intelligenz und dem Internet of Things revolutionieren FIEGE Air Cargo Logistics und die Deutsche Telekom die Luftfrachtabwicklung am Frankfurter Flughafen. Die optimale Beladung der Luftfrachtpaletten prüft jetzt eine intelligente Lösung und löst damit einen analogen zeitaufwändigen Prozess ab.

Luftfracht zählt zu den teuersten Transportwegen. Hier zählt jeder Zentimeter. Im Frachtraum der Passagier- und Transportflugzeuge kommt es daher auf eine maximale Auslastung an. Jeder nicht genutzte Zentimeter ist verschenktes Geld.
Am größten deutschen Verkehrsflughafen Frankfurt Main bedient FIEGE Air Cargo Logistics, ein Tochterunternehmen der FIEGE Gruppe, seit 2020 die Lufthansa Cargo AG.
Und es hat etwas vom Computerspiel-Klassiker Tetris, wenn die Mitarbeitenden von FIEGE Air Cargo Logistics die unterschiedlichsten Kisten und Kartons möglichst effizient auf einem Unit Load Devise (ULD) zusammenpuzzeln. Die Maße dieser Spezialpalette entsprechen den spezifischen Konturen und Abmessungen jenes Abschnitts des Frachtraums im Flugzeug, wo sie später platziert werden soll. Wie beim Tetris-Bauklötze-Stapeln müssen die Logistikfachkräfte die verschiedenen Stückgüter so zu einer Sendung zusammenfügen, dass nichts über das vorgegebene Gesamtvolumen der Palette hinausragt.

Breakdown- und Build-Up-Prozess im Luftfrachthandling
Im Luftfrachthandling spielen der Breakdown- und der Build-Up-Prozess eine zentrale Rolle. Beim Breakdown werden ankommende Luftfrachtpaletten entladen und zerlegt. Der Build-Up-Prozess hingegen umfasst das Zusammenstellen und Verpacken neuer ULD für den Versand. Das erfordert Präzision: Jede Palette muss optimal beladen werden, um den verfügbaren Platz im Frachtraum maximal auszunutzen und gleichzeitig die Sicherheitsvorschriften einzuhalten. Fehler können zu Verzögerungen, zusätzlichen Kosten und sogar Vertragsstrafen führen.

Mögliche Konsequenzen von Build-up-Fehlern

  • Verspätete Lieferungen und Verzögerungen im Flugbetrieb: Werden Luftfrachtpaletten oder -container falsch gepackt, kann das zu zeitaufwändigen Wiederholungen des Build-up-Prozesses und – sollte die Fracht deshalb den Flieger verpassen – zu Umsatzeinbußen seitens der Airline führen.
  • Beschädigung von Gütern: Bei fehlerhafter Stapelung oder Sicherung besteht die Gefahr von Warenschäden.
  • Sicherheitsrisiken: Ein unsachgemäßer Aufbau könnte die Stabilität der Ladung gefährden und im schlimmsten Fall zu Unfällen während des Verladens oder des Transports führen. 
  • Erhöhte Kosten: Zeitverzögerungen aufgrund von Fehlern im Build-up-Prozess können zusätzliche Arbeitsaufwände, Kosten und möglicherweise Vertragsstrafen nach sich ziehen.
  • Kundenzufriedenheit: Fehler, die zu Verspätungen oder Beschädigungen führen, können die Kundenzufriedenheit erheblich reduzieren. 
  • Reputationsschäden: Wiederholte Fehler beeinträchtigen das Vertrauen der Kunden und Partner. 

Enormer Aufwand: Luftfracht sicher und effizient zusammenstellen
Worauf kommt es also an? Entscheidend ist es, die Konturgrenzen der Flugzeugpaletten einzuhalten, um das Volumen im Frachtraum maximal auszunutzen. Damit die Luftfrachtpalette also später exakt in den Frachtraum des Flugzeugs passt, erfolgt nach dem Aufbau eine sogenannte Konturprüfung, die die Mitarbeiter mit hohem Aufwand und manueller Präzisionsarbeit durchführen mussten. Die Fachkräfte prüften die Beladung individuell für die jeweiligen Frachträume der unterschiedlichen Flugzeugtypen mit ihren geschulten Augen oder mithilfe haptischer Konturschablonen – ein zeitaufwendiger Prozess, der trotz aller Sorgfalt zu Messfehlern führen kann. „Wird beim Beladen die vorgesehene Kontur nicht eingehalten, hebt die Maschine ohne oder nur mit verringerter Ladung ab. Das kann für unseren Kunden schnell einen hohen Umsatzverlust bedeuten“, erklärt Benjamin Looser, Managing Director bei FIEGE Air Cargo Logistics. „Außerdem besteht die Gefahr, dass die Spezialpalette durch den Überstand nicht sicher im Flugzeug fixiert wird.“

Berechnung und Korrektur in Echtzeit
FIEGE Air Cargo Logistics, die Luftfrachtsparte des Logistikunternehmens FIEGE, hat sich deshalb mit der Deutschen Telekom zusammengetan, um diesen Prüfschritt zu digitalisieren. Das Ziel: eine schnellere und zuverlässigere Konturprüfung von Luftfrachtpaletten.
Die Lösung: Die Telekom entwickelte gemeinsam mit FIEGE das digitale Assistenzsystem „Build Up Eye“ und implementierten es am Frankfurter Flughafen. Das digitale Prüfsystem überwacht Paletten bereits bei der Beladung in der Frachthalle. Die Software führt eine dreidimensionale Vermessung und Konturprüfung der Paletten mithilfe von LiDAR-Kameras durch. Diese sind in Deckenhöhe rund um den Packplatz der Paletten angebracht und erfassen Maße wie Tiefedaten und Entfernung der ULD in Echtzeit.
An einem digitalen Arbeitsplatz oder auf einem Tablet wählt ein Mitarbeitender nun die gewünschte digitale Kontur-Schablone aus und legt sie virtuell über die Abbildung der Palette und simuliert damit die jeweils vorgegebene Kontur. AI-Vision – eine KI-gestützte Bild- und Videoanalyseplattform der Telekom – wertet im Anschluss die 3D-Daten vor Ort in Echtzeit aus. Sie zeigt Konturverletzungen bzw. mögliche Kollisionsstellen mit der Kontur schon während des laufenden Beladevorgangs an. Das Personal kann unmittelbar eingreifen und die Ladung korrigieren. Die Technologie bietet zudem die Möglichkeit, den Anteil nicht genutzter Fläche zu berechnen, was eine optimale Ausnutzung der Paletten ermöglicht.

Vernetzung über Mobilfunk für schnelle Anpassungen
Das System ist über ein IoT-Gateway via LTE mit der Cloud verbunden. Die Vernetzung über Mobilfunk bietet zahlreiche Vorteile: Durch die zuverlässige und schnelle Datenübertragung können die erfassten Daten in Echtzeit an eine zentrale Datenbank gesendet und analysiert werden. Dies ermöglicht eine sofortige Rückmeldung und schnelle Anpassungen bei Abweichungen. Dank LTE-Konnektivität können Techniker auch aus der Ferne auf das System zugreifen, um Störungen zu beheben, Kalibrierungen durchzuführen oder neue Funktionen zu implementieren. Dies reduziert die Ausfallzeiten und gewährleistet einen reibungslosen Betrieb. Zudem macht die LTE-Vernetzung die Lösung flexibel und skalierbar: FIEGE kann sie an verschiedenen Standorten einsetzen, ohne dass eine aufwendige Netz-Infrastruktur erforderlich ist.

Mehr Sicherheit, Effizienz und Geschwindigkeit im Build-Up-Prozess
Durch die Digitalisierung und Automatisierung steigen Effizienz und Geschwindigkeit des Build-Up-Prozesses deutlich. Die präzise Vermessung der Paletten sorgt dafür, dass die Fracht den vorgegebenen Konturen entspricht und sicher im Flugzeug verstaut werden kann. Die kontinuierliche digitale Dokumentation der Packprozesse ermöglicht es FIEGE außerdem, Optimierungsbedarfe zu erkennen und langfristig noch effizienter zu arbeiten. Die Transportkapazitäten des Flugzeugs werden besser ausgenutzt, was die Gesamtwirtschaftlichkeit erhöht und Frachtflüge zudem klimafreundlicher macht. Zusätzlich verbessert die automatisierte Vermessung die Qualitätssicherung, da Fehler sofort erkannt und korrigiert werden können.
Für Maximilian Ahrens, Managing Director T Digital, zählen vor allem zwei Vorteile der neuen Lösung, die in enger Kooperation der Deutschen Telekom IoT GmbH und der Deutschen Telekom MMS GmbH entstand: „Zum einen die Effizienz, da die ungenutzte Fläche der Palette für eine optimale Auslastung direkt während der Beladung von der KI berechnet wird und zum anderen der sichere Betrieb und die Fernwartung über Mobilfunk, unabhängig von lokalen Infrastrukturen.“

Innovation mit Potential
Nach dem erfolgreichen Einsatz der Technologie an einem Packplatz plant FIEGE, das System auf weitere Packplätze und Flughäfen auszurollen. Langfristig ist auch eine Erweiterung der Funktionalitäten denkbar, etwa um kameragestützt die Qualität der Paletten zu überprüfen. Dadurch ließe sich die manuelle Arbeit bei der Zustandsbeurteilung und Zählung von Paletten reduzieren.


Das könnte Sie auch noch interessieren
Foto: Mercedes-Benz Trucks

Als eines der ersten Unternehmen weltweit hat Contargo kürzlich von Mercedes-Benz Trucks 20 der ersten serienmäßig produzierten batterieelektrischen…

Weiterlesen
Foto: acd

Der Flughafen Frankfurt will seinen Spitzenplatz als umschlagsstärkster Cargo-Hub Europas langfristig festigen. Den dafür entwickelten „Masterplan…

Weiterlesen

Brennerautobahn, Tauernautobahn, A8 München-Salzburg, Totalsperren der Deutschen Bahn: Die österreichische Logistik-Branche warnt eindringlich vor…

Weiterlesen
Foto: AdobeStock / Robert

Möglichkeiten der Zusammenarbeit in der Transportkette sowie notwendige Neuerungen der Infrastruktur waren die zentralen Themen des Vereins CombiNet…

Weiterlesen
Foto: Shutterstock / K-FK

Noch vor Weihnachten wird, unterstützt vom Fachverband Entsorgungs- und Ressourcenmanagement und der Bundessparte Industrie der Wirtschaftskammer…

Weiterlesen

Mit Schwertransporten für die größten Kabeltrommeln der Welt hat Anfang vergangenen Jahres ein historisches Transportprojekt für Felbermayr begonnen.…

Weiterlesen
Foto: DHL Express Austria

DHL Express Austria und die spusu Vienna Capitals freuen sich, ihre neue Logistikpartnerschaft bekannt zu geben. DHL Express Austria wird dabei nicht…

Weiterlesen
Foto: E N A EXPERTS GmbH  Co. KG

Die Garbe Industrial Real Estate GmbH hat eine ihrer Bestandsimmobilien in Norderstedt neu vermietet. Einziehen wird zum 1. Januar 2025 ein…

Weiterlesen
Foto: Complexo do Pecém

Die Häfen von Pecém (Ceará, Brasilien), Rotterdam (Niederlande) und duisport (Duisburg, Deutschland) haben vor kurzem eine Absichtserklärung…

Weiterlesen
Foto: Geis Gruppe

Die Verträge sind frisch unterzeichnet: Mit Wirkung zum 1. April 2025 übernimmt die Geis Gruppe die beiden Standorte der Spedition Krüger in…

Weiterlesen

Schon gehört?

Der Podcast der Internationalen Wochenzeitung Verkehr in Kooperation mit Julia Schütze.

Hören Sie hier das Interview mit Andreas Matthä, CEO der ÖBB Holding.

Wenn Sie externe Inhalte von w.soundcloud.com aktivieren, werden Daten automatisiert an diesen Anbieter übertragen.

Termine

18. BME-/VDV-Forum Schienengüterverkehr

Datum: 29.01.2025 bis 30.01.2025
Ort: Berlin

FRUIT LOGISTICA 2025

Datum: 05.02.2025 bis 07.02.2025
Ort: Messe Berlin

Manifest Vegas

Datum: 10.02.2025 bis 12.02.2025
Ort: Las Vegas (USA), The Venetian

LogiMAT India

Datum: 13.02.2025 bis 15.02.2025
Ort: BEC, Mumbai, Maharashtra

Mehr Termine

Verkehr im Austria Kiosk

Aktuelle ePaper-Ausgaben der Wochenzeitung Verkehr können Sie direkt im Austria Kiosk kaufen.

Anmeldung zum Newsletter

Herr / Mr  Frau / Mrs