Die Ladeinfrastruktur in Österreich wächst: In Summe gibt es österreichweit mehr als 21.000 öffentliche Ladepunkte. Der Anteil an der Gesamtladeleistung bei Ultra-Schnellladepunkten lag 2021 noch bei 17 Prozent, Anfang Februar 2024 waren es bereits 35 Prozent. SMATRICS EnBW plant allein 2024 bis zu 200 weitere Highspeed-Ladepunkte.
Ausbau ultraschnelles Laden nimmt Fahrt auf
„Wir betreiben das österreichweit größte Schnellladenetz“, sagt Thomas Landsbek, CEO von SMATRICS EnBW. „Unser Ziel ist es, alle 40 km einen Standort für ultraschnelles Laden bereitzustellen. Diesen Ausbau treiben wir konsequent voran – nicht nur an Autobahnen, sondern auch beim Handel und in Städten.“ Denn Schnellladen hat auch im Alltag große Vorteile: „Während eines Einkaufs lädt mein Auto auf dem Parkplatz ausreichend Reichweite für die Alltagsfahrten der nächsten Tage. Das funktioniert auch ohne eigene Wallbox zuhause“, ergänzt Thomas Landsbek.
SMATRICS EnBW ist Teil des EnBW HyperNetz, das Kunden Schnellladen mit der höchsten Leistungsklasse von den Grenzen Dänemarks bis über den Brenner hinaus ermöglicht. 2024 plant SMATRICS EnBW die ersten Standorte in Italien entlang der Haupturlaubsrouten zu errichten.
Fokus auf Städten
Das En-Route-Charging, also das Laden während der Reise, oder das Destination-Charging am Zielort rücken stärker in den Fokus. Hier setzt SMATRICS mit seinen 360-Grad-Lösungen an. „Laden muss in den Alltag integrierbar sein und barrierefrei stattfinden können. Wien mit mehr als zwei Millionen Einwohnern und vergleichsweise wenigen Garagenplätzen verdeutlicht, dass Lademöglichkeiten bei Supermärkten oder Einkaufszentren stark gefragt sind“, betont Hauke Hinrichs, CEO von SMATRICS.
Mehr Komfort beim Zahlen und Laden
Auch bei den Möglichkeiten der Abrechnung können Kunden die von ihnen bevorzugte Variante wählen. So kann man jetzt schon zwischen Ladekarte und QR-Code wählen. Gerade das Bezahlen über Payment-Terminals sieht Hinrichs als Gamechanger: „Mit der Umsetzung der AFIR-Richtlinie wird ab Mitte April 2024 zusätzlich Direct Payment an unseren SMATRICS-EnBW-Ladesäulen möglich sein.“
Darüber hinaus haben Nutzer die Möglichkeit, ihr Fahrzeug für die Funktionen AutoCharge oder Plug & Charge, bei denen das Auto den Ladevorgang ohne Zwischenschritt direkt starten kann, aktivieren zu lassen.
Ladeparks der Superlative – Erwartungen und Hindernisse
Mit dem Hochlauf der E-Mobilität steigt auch der Bedarf an Multi-Ladehubs. Der bisher größte Ladepark wurde von solarcap mit 74 DC-Schnellladepunkten umgesetzt und Ende 2023 an der A8 in Meggenhofen (Oberösterreich) in Betrieb genommen. solarcap-Geschäftsführer Peter Limberger erklärt: „Bisher haben Ladenetzanbieter an Standorten ihre eigenen Ladestationen errichtet. Wir bündeln bei unseren Hubs die größten Ladenetzanbieter an einem Standort.“ Zudem wird Energie zusätzlich über eigene, in den Carportlösungen integrierte PV-Anlagen gewonnen und mit Batteriespeicher ergänzt. „So können wir Spitzen abfangen und die Netzbelastung reduzieren. Damit optimieren wir auch das Investment“, so Limberger.
Dennoch brauche es Strukturen, die mehr Tempo beim Bau von Ladeinfrastruktur ermöglichen. „Die Personalressourcen bei den Verteilnetzbetreibern wurden in der Vergangenheit so runtergespart, dass die ohnehin schon komplexen Planungsprozesse noch langwieriger werden. Jetzt kommt alles auf einmal: Wärmepumpen, Photovoltaik und die Elektromobilität. Es braucht Investitionen in Verteilnetze, in Know-how und auch in Personal, damit wir die Energie- und Mobilitätswende erreichen können“, betont Hinrichs. Mit dem neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) erwarte man hier Verbesserungen.
Optimierung der Ladeleistung
Mit einer neuen Generation an Hardware kann die Ladeleistung weiter optimiert werden. „Mit unseren Alpitronic Hyperchargern können wir Verbrauchsverluste von derzeit 6 Prozent auf 2,5 Prozent reduzieren“, sagt Philipp Senoner, Geschäftsführer Alpitronic. „Der Trend bei neuen E-Fahrzeugen geht dahin, dass diese eine höhere Ladeleistung aufnehmen können und sich damit die Ladezeit reduziert. So kann Ladeleistung für mehr als 300 km in rund zehn Minuten nachgeladen werden.“
Potenziale beim Schwerlastverkehr
Lkw werden künftig auch an der Dekarbonisierung teilnehmen. Selbst wenn der Hochlauf bei E-Lkw aktuell noch zurückhaltend ist, zeigen Prognosen ein starkes Wachstum in der EU um zehn Prozent bis 2030 und sogar um bis zu 40 Prozent bis 2040. „Insgesamt werden 8.000 bis 10.000 E-Lkw auf Österreichs Straßen unterwegs sein. Allein durch das aktuelle Förderprogramm ENIN gibt es 512 bestätigte Förderungen für schwere batterieelektrische Lkw und 2.400 leichte batterieelektrische Lkw“, erklärt Philipp Wieser, Teamleiter Österreichs Leitstelle für Elektromobilität bei AustriaTech. „Bereits heute haben wir national rund 11.000 leichte E-Nutzfahrzeuge im Bestand, das ist einer der besten Werte in Europa.“
Damit steigt die Nachfrage nach entsprechender Ladeinfrastruktur, denn Lkw haben andere Anforderungen, sei es der Platzbedarf, die Standzeiten oder benötigten Ladeleistungen. Bis 2040 wird mit einem Bedarf von rund 4.500 Ladepunkten an den Autobahnraststationen bzw. -rastplätzen in Österreich gerechnet, 20 Prozent davon für Lkw mit Vorbereitung fürs Megawatt Charging. Ausschlaggebend ist, passende Produkte für die verschiedenen Ladeszenarien von E-Lkw zur Verfügung zu stellen. Gerade beim En-Route-Charging können Lademöglichkeiten so geplant werden, dass diese mit den gesetzlichen vorgeschriebenen Fahrpausen möglichst übereinstimmen.