Unter dem Motto „Intermodal schlau kombiniert – Mensch und Maschine“ ging Anfang November die diesjährige Jahrestagung des Vereins Combinet in der Wolke 19 über den Dächern von Wien über die Bühne. Dabei ging es um die zentrale Frage, wie sich immer wieder neuere technologische Entwicklungen auf die Arbeitswelt in der Logistik-Branche auswirken und die Zukunft der Arbeiten aussehen wird.
Wohin geht die Reise?
Von seiner Lebenszeit von 720.000 Stunden verbringt ein Mensch bei einer Lebensarbeitszeit von 43 Jahren gerade mal zehn Prozent bei der Erwerbsarbeit. In dieser Zeit wird das Geld verdient, das für die restlichen 90 Prozent der Lebenszeit benötigt wird. Die Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert und verändert sich gegenwärtig ebenso gravierend. Die Logistik-Branche sucht dringend Nachwuchs, und diesen zu finden, ist eine enorme Herausforderung für viele Unternehmen in dieser Branche. Universitätsprofessor Reinold Popp skizzierte in seinem Impulsvortrag, wohin die Reise in der Arbeitswelt der Zukunft geht.
Flexibilität und soziales Miteinander
„Flexicurity“ ist das Schlagwort der Stunde, sprich jüngere bis junge Arbeitskräfte wollen flexibel arbeiten und wünschen sich trotzdem einen sicheren Job – das gilt für die Arbeitszeiten, die Arbeitsorte und die Arbeitsorganisation in einem Unternehmen. Home-Office war eine notwendige Erfindung in Corona-Pandemie-Zeiten, doch die Hälfte der beruflichen Tätigkeiten lassen sich nicht im Home-Office erledigen, wie Popp feststellte. Zudem verliert Home-Office wieder an Attraktivität, weil dabei verschiedene soziale Aspekte verloren gehen, die für motivierte Mitarbeiter wichtig sind, wie beispielsweise soziales Miteinander am Arbeitsplatz.
Das Wording ist entscheidend: Um- statt Abbau
Die künftige Arbeitswelt ist geprägt von einer digitalen Evolution, von einem technologischen Humanismus und der Frage, wie Menschen und Maschinen in Zukunft noch besser miteinander kombiniert werden können. Mensch und Technik standen schon immer in einem ambivalenten Verhältnis zueinander. Maschinen nehmen Menschen Arbeit ab und machen sie gleichzeitig arbeitslos. Popp plädiert dafür nicht von einem Abbau zu sprechen, sondern von einem Umbau, weil dabei an anderen Stellen neue Jobs entstehen. Drei Wege zeichnen sich durch den technologischen Fortschritt bereits ab und werden in China, Amerika und Europa deutlich sichtbar.
Digitaler Totalitarismus – technische Hyperoptimierung
China ist nach Popps Einschätzung auf dem Weg des digitalen Totalitarismus, weil praktisch alle Menschen beruflich und privat gläsern sind und sich dagegen nicht wehren können. In Amerika werden im Silicon Valley die Möglichkeiten des technologischen Trans-Humanismus ausgelotet. Soll heißen: Die technische Optimierung wird an die Spitze getrieben, um einen neuen Menschen zu schaffen, der ewig lebt, so der Wunsch derjenigen, die hierbei involviert sind.
Der humanistische Ansatz
Popp ist vom technologischen Humanismus überzeugt: Bei allem technischen Fortschritt steht und bleibt per saldo der Mensch im Mittelpunkt des beruflichen Geschehens. Das heißt in der Praxis, dass vier Schlüsselkompetenzen gefragt sind: nämlich Resilienz, Inklusion, Innovationsfähigkeit und Kreativität, wobei letztere nur auf einem Boden von Neugier sprießen kann, wie Popp betonte. Erstaunlicherweise sind KMU stärker darauf ausgerichtet, Kreativität zu leben und zu fördern als große Konzerne, wo noch in vielen Fällen top-down-gemanagt wird und kreative Mitarbeiter möglicherweise ein weniger inspirierendes Arbeitsumfeld vorfinden als in kleinteiligen Unternehmen. Österreichs Logistik-Branche ist, von wenigen große Akteuren einmal abgesehen, eher KMU-lastig, wo engagierte Mitarbeiter sehr willkommen sind.
Fazit
Bei der Podiumsdiskussion wurde offensichtlich: Technologien sind im täglichen Logistik-Geschäft zwar sehr hilfreich, doch wenn es darum geht, mit Kunden, Partnern und externen Akteuren zusammenzuarbeiten und kreative Lösungen zu entwickeln, ist der Mensch unentbehrlich. In sozialen Beziehungen ist Empathie unverlässlich, eine solche haben digitale Instrumente und KI schlichtweg nicht und werden sie hoffentlich auch nie haben, so der Tenor. Eines kam bei der Tagung klar heraus: Arbeiten in der Logistik-Branche ist nicht einfach nur ein Job zum Geldverdienen. Die Mitarbeiter sollten in ihrem Tun einen Sinn sehen, das ist essentiell, um die Arbeit gut und gern zu erledigen und diese harmonisch in das existenzielle Dasein zu integrieren.
Verlagerungscoach stellt sich vor
Im Masterplan Güterverkehr 2030 wurde er angekündigt und bei der CombiNet-Tagung hat er sich persönlich als Ansprechpartner vorgestellt: Mit Maximilian Bauer haben jetzt Unternehmen und Gemeinden österreichweit eine direkte Ansprechperson, wenn es um die Verlagerung von Gütertransporten von der Straße auf die Schiene geht. Der Umstieg auf die Schiene ist für Unternehmen, die noch keine Erfahrung mit Bahntransporten haben, mit einigen Herausforderungen verbunden. Um diesen Umstieg zu unterstützen und zu erleichtern, tritt Maximilian Bauer auf den Plan und steht beratend zur Verfügung. Der Coach ist bei der Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft SCHIG angesiedelt und erkennt Potentiale sowie Anforderungen und unterstützt bei der Umsetzung auf dem Weg zur Anschlussbahn. „Neben meiner Beratungstätigkeit werde ich auch proaktiv meine Unterstützung anbieten“, so Bauer. So wird er bei einschlägigen Veranstaltungen anzutreffen sein, um den direkten Kontakt zur Branche herzustellen, und seine Leistungen niederschwellig anbieten. Diese umfassen sowohl Beratung auf Anfrage als auch proaktive Information in den Bereichen: Fördermöglichkeiten, geeignete Terminals, Zugsangebote und Destinationen, Kooperationsmöglichkeiten und Synergieeffekte und Vermittlung regionaler Ansprechpersonen.