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Der Flughafen Wien hat viel zu bieten

Foto: Müller
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Beim ersten Vienna Cargo Day präsentierte sich der Wiener Flughafen als Hub für Luftfracht nach Südosteuropa. Verkehr war vor Ort und liefert einen Nachbericht.

von: Josef Müller

Die Luftfracht-Branche braucht mehr Kooperation und transparentere Prozesse, so der Tenor des Cargo Days, der kürzlich im Kongresszentrum am Flughafen Wien stattfand und an dem mehr als 100 Spediteure, Fracht-Agenten und Air-Cargo-Verlader aus verschiedenen Ländern teilnahmen. Umrahmt war die Veranstaltung von einer Ausstellung, auf der einschlägige Unternehmen ihre Dienstleistungen und Produkte präsentierten.
Das Luftfracht-Geschäft ist ein sehr dynamisches, ist in Sachen Vernetzung fortschrittlich und dennoch gibt es noch jede Menge Nachholbedarf bei der Kooperation entlang der gesamten Supply Chain, wie Steven Polmans, Chairman von der International Air Cargo Association (TIACA) betonte. Es braucht eine bessere Verzahnung der Schnittstellen zwischen allen Stakeholdern und mehr Engagement bei der Umsetzung von digitalisierten Prozessen.

Magere Zahlen
Das globale Luftfrachtgeschäft wird in diesem Jahr um rund vier Prozent geringer ausfallen als im vergangenen Jahr und die Gründe dafür sind vielfältig, wie die Zahlen auf dem Wiener Flughafen (VIE) zeigen. In den ersten acht Monaten wurden auf VIE knapp mehr als 160.000 Tonnen Luftfracht umgeschlagen, gegenüber 2022 ist das Minus von beinahe drei Prozent, wie Michael Zach, Vice President Cargo Handling bei VIE berichtete. Dabei fällt auf, dass Belly-Cargo in dieser Zeit um 30 Prozent zulegte während bei der rein geflogenen Fracht ein Minus von 15 Prozent und beim Road Feeder Service ein Minus von 13 Prozent zu Buche schlug. Auch beim Pharma-Handling ging das Volumen um beinahe zwei Prozent zurück.
34 Prozent der Wiener Luftfracht wird Belly geflogen, 36 Prozent im Nurfrachter-Verkehr und 30 Prozent entfallen auf Road Feeder Services, also Transport per Lkw auf der Straße. 56 Prozent der Fracht kommt Inbound, 44 Prozent macht Outbound aus. Air Cargo ist ein volatiles Business und als Ursachen für die sinkende Tendenz beim Volumen gibt es gleich mehrere, wie Zach hervorhob. Da sind die sinkende globale Konsumnachfrage, die hohe Inflation in Europa, die geopolitischen Verwerfungen und letztlich die Nachwehen der Corona-Pandemie. Letztere macht sich in der Luftfracht insofern bemerkbar als sich die Transportnachfrage weg vom Flugzeug hin zur Seefracht verändert und nicht dringende Transporte wieder wie vor der Pandemie beispielsweise aus Asien nach Europa mit dem Schiff abgewickelt werden. Zach: „Diese Faktoren wirken sich dämpfend auf das Luftfrachtgeschäft aus“.

Assets
VIE hat mit Austrian Airlines und Lufthansa zwei starke Carrier, die Fracht herbeischaffen, aber auch andere Carrier bringen Belly-Fracht. Korean Air, Asiana, Cargolux, Silk Way und Turkish Airlines kommen mit eigenen Nurfrachtern nach VIE und nutzen Wien als Gateway. Dazu kommen noch die Integrators FedEx, DHL und UPS. Das Gros der Import-Luftfracht nach VIE kommt mit 72 Prozent aus Asien – aus den USA und dem Mittleren Osten kommen bescheidene sechs bzw. zwei Prozent. Im Export verteilt sich das Volumen zu 52 Prozent Richtung Asien und zu 7 Prozent in den Mittleren Osten und 17 Prozent Richtung USA. Laut Zach hat VIE im puncto Cargo einiges zu bieten: Da wären die kurzen Wege, die schnellen Abfertigungszeiten und Durchlaufzeiten beim Zoll und die moderne Infrastruktur. Ein gut angenommenes Asset ist das 2018 eröffnete Pharma Handling Center, in dem Pharma-Produkte verschiedener Art gelagert bzw. umgeschlagen werden können. Ein Vorteil sei zudem, dass das gesamte Cargo-Handling in der Hand des VIE sei, was die Prozesse entscheidend vereinfache, so Zach.
15 Länder im Radius von 600 Kilometer sind von Wien aus innerhalb eines Tages mit RFS-Diensten erreichbar, im Radius von 900 Kilometer sind es 23 Länder. Nicht weniger als 1.000 Menschen sind um den VIE im Luftfracht-Geschäft tätig und cargo-affine Akteure wie Swissport zeigen kräftig Flagge. Dazu kommt der Immobilien-Developer Helios, der auf 21 Hektar Land ein 70.000 m2 großes Logistik-Center im VIE-Umfeld errichtet. Der Wiener Flughafen ist übrigens der erste in Europa, der völlig CO2-frei funktioniert. Die Energie kommt aus acht Photovoltaik-Anlagen, die in Summe die derzeit größte Anlage in Österreich repräsentiert.

Gute Infrastruktur
Wie sehr VIE bei den Kunden Zuspruch findet spiegelte sich bei der Podiumsdiskussion wider. Für Theresa Schlederer, Direktorin bei Lufthansa Cargo für Österreich, hat VIE eine wichtige Hub-Funktion Richtung Südosteuropa und sind die gute Infrastruktur und das Handling markante Pluspunkte. Gleich sieht es Andreas Ottendorf, COO bei Swissport Cargo Services Austria. „Wir sind hierhergekommen wegen der Nähe zu Südosteuropa und der qualitativen Leistungen des Flughafens“. Airports wie Frankfurt oder Amsterdam liegen zu weit weg von den Ostländern. Zufrieden mit dem VIE-Standort gibt sich auch Rudolf Soucek, Air Cargo Branch Manager von DHL Global Forwarding in Österreich: „Der Airport ist serviceorientiert, die Zollprozesse ebenso und die geografische Lage spielt eine wichtige Rolle“.
Handlungsbedarf sieht man auf Kundenseite bei der Digitalisierung und das nicht nur beim Airport, sondern auch in den eigenen Häusern, denn mit digitalen Prozessen lassen sich per saldo Kosten senken und die Effizienz steigern. Ein Gebot der Stunde gerade im margen-fragilen Luftfracht-Geschäft. Wenn mehr Airlines mit Nurfrachter in Wien landen würden wäre das auch schön, wünschte sich Andre Morgenbrodt, Air-Sea-Logistik-Manager bei Kühne & Nagel Österreich.  


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