Rund 70 Prozent des Gütertransports in Österreich wird aktuell über die Straße abgewickelt – Tendenz stabil. | © Jack Blueberry/Unsplash
Ziel ist eine wirksame CO₂-Reduktion im Straßengüterverkehr – ein zentrales Element zur Erreichung eines klimaneutralen Verkehrssektors bis 2040.
ENIN als Schlüssel zur Transformation im Güterverkehr
Seit dem Start des Programms im März 2023 wurden in insgesamt elf Ausschreibungsrunden über 420 Projektanträge eingereicht. Über 5.000 Nutzfahrzeuge konnten bislang gefördert werden – ein deutliches Signal für den Bedarf und die Bereitschaft der Transportbranche, in klimafreundliche Technologien zu investieren.
„Die hohe Nachfrage zeigt klar, dass dieses Programm ein funktionierendes Instrument zur Unterstützung klimarelevanter Investitionen ist“, betont Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbands Spedition & Logistik. Die aktuelle Unsicherheit über die Weiterführung des Programms gefährde jedoch das Erreichen der CO₂-Ziele – gerade im wirtschaftlich angespannten Umfeld sei Planungssicherheit für Unternehmen essenziell.
70 Prozent der Güterverkehrsleistung erfolgt auf der Straße
Rund 70 Prozent des Gütertransports in Österreich wird aktuell über die Straße abgewickelt – Tendenz stabil. Selbst bei forciertem Ausbau der Schiene bleiben die Verlagerungspotenziale beschränkt. Im Jahr 2024 waren rund 572.000 Lkw (Quelle: Statista) im österreichischen Straßennetz zugelassen – hinzu kommt eine hohe Zahl an Transitverkehren.
Vor diesem Hintergrund fordert der Zentralverband eine technologieoffene Ausgestaltung der Förderlandschaft. Derzeit sind alternative Antriebsformen wie HVO100 (Hydrotreated Vegetable Oil) oder eFuels von der Förderung ausgeschlossen – trotz ihrer Verfügbarkeit und CO₂-Minderungspotenziale.
„Wenn das Ziel die effektive Reduktion von Treibhausgasemissionen ist, müssen alle verfügbaren, skalierbaren und ökologisch vertretbaren Technologien einbezogen werden“, erklärt Oliver Wagner, Geschäftsführer des Zentralverbands. Der Fokus auf wenige Antriebskonzepte wirke innovationshemmend – besonders im Langstreckenschwerverkehr, wo batterieelektrische Fahrzeuge noch immer mit Einschränkungen bei Ladezeiten, Reichweite und Gewicht kämpfen.
EU-Vorgaben verlangen rasche Umsetzung auf nationaler Ebene
Mit den neuen EU-Vorgaben stehen auch auf nationaler Ebene konkrete Maßnahmen an. Ab Juli 2025 gelten erstmals verbindliche CO₂-Grenzwerte für Lkw-Hersteller – mit ambitionierten Zwischenzielen:
-15 % bis 2025,
-45 % bis 2030,
-65 % bis 2035,
-90 % bis 2040
(jeweils gegenüber dem Basiszeitraum 2019/2020).
Diese Zielwerte sind laut Zentralverband nur erreichbar, wenn auch der Infrastrukturausbau für Lade- und Wasserstofftankstellen konsequent vorangetrieben und durch Förderinstrumente flankiert wird.
Ein zusätzlicher Impuls könnte eine vollständige Mautbefreiung CO₂-neutraler Lkw bieten. Alexander Friesz verweist auf das aktuelle Regierungsprogramm in Deutschland, das neben steuerlichen Entlastungen auch klare Fördermechanismen für Wasserstoff-Infrastruktur vorsieht. „Hier kann man sich ein Beispiel am neuen deutschen Regierungsprogramm nehmen […] – das sollte auch hierzulande Vorbild sein“, so Friesz.
Stakeholder-Prozess zur Stärkung des Logistikstandorts gefordert
Darüber hinaus erneuert der Zentralverband die Forderung nach einem längst überfälligen Stakeholder-Prozess, wie er im Regierungsprogramm der neuen Bundesregierung angekündigt wurde. Ziel ist es, gemeinsam mit Branchenakteuren eine Strategie zur Attraktivierung des Logistikstandorts Österreich zu erarbeiten.
„Eine wettbewerbsfähige, klimabewusste und versorgungssichere Logistik erfordert eine strukturierte Strategie, die gemeinsam mit allen relevanten Stakeholdern erarbeitet wird“, erklärt Friesz. Jetzt sei der Zeitpunkt, einen umsetzungsorientierten Maßnahmenfahrplan auf den Weg zu bringen, um sowohl klimapolitische Ziele als auch den Wirtschaftsstandort nachhaltig abzusichern.