Asfinag-CFO Herbert Kasser. (Foto: Asfinag)
von Muhamed Beganović
Welche finanziellen Herausforderungen sehen Sie in den kommenden Jahren?
Die Asfinag ist grundsätzlich gut aufgestellt, und zwar aufgrund der Nutzerfinanzierung – so sind wir unabhängig von staatlichen Zuschüssen sowie Budgets. Das ermöglicht eine langfristige Planungssicherheit, weil wir nicht an Regierungsperioden gebunden sind, und das ist für ein Infrastrukturunternehmen eigentlich das Um oder Auf.
Wir sind ein Anlagen-Asset-Unternehmen und diese Assets müssen langfristig gebaut, aber auch erhalten werden. Die Asfinag ist für das gesamte Netz verantwortlich und in diesem Netz gibt es viele Teile, die vor 30 oder 40 Jahren gebaut worden sind, die sich nun in einem Erhaltungszyklus befinden, so dass große Reinvestitionen anstehen. Ein bekanntes Beispiel ist hier die Lueg-Brücke. Ein großer Teil des Netzes muss in den nächsten Jahren instand gehalten, renoviert oder generalsaniert werden. Das ist eine große Herausforderung: Auf der grünen Wiese kann man leicht bauen, bei laufendem Verkehr aber Infrastruktur zu sanieren, ist wesentlich komplexer – die Projekte dauern länger und sind kostenintensiver. Wir sind bemüht, möglichst wenige Einschränkungen und Sperren für unsere Kunden zu verursachen, dennoch wird es sie leider geben.
Diese Sanierungsarbeiten stellen auch finanziell eine große Herausforderung dar. Wir werden in den nächsten Jahren sukzessive steigend rund 1,2 Milliarden Euro pro Jahr nur in die Sanierung investieren müssen. Aufgrund der Klimaveränderungen sind wir hierbei außerdem gefordert, unser Netz resilienter zu gestalten. Unsere große Priorität ist zwar, das Bestandsnetz zu erhalten; wir werden das hochrangige Straßennetz in Abstimmung mit der Regierung trotzdem weiterhin bedarfsgerecht ausbauen.
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema im Verkehrssektor. Was plant die Asfinag in puncto Ausbau der E-Ladeinfrastruktur?
Als Infrastrukturbetreiber liegt es in unserer Verantwortung, die für unsere Kunden notwendige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Wir nehmen diese Aufgabe ernst und wollen die Ladeinfrastruktur weiter ausbauen, zum Beispiel auch auf den Rastplätzen der Asfinag. Wir wollen insbesondere für Lkw ein Ladenetz errichten und hier dem Henne-Ei-Problem einen Tick voraus sein: Es werden mehr Menschen E-Fahrzeuge anschaffen, wenn es eine entsprechende Infrastruktur gibt. Wir wollen deshalb ein dichtes Netz aufbauen, indem wir unsere Rastplätze mit Schnelllademöglichkeiten ausrüsten. Ziel ist, ca. alle 25 Kilometer eine Ladestation zu installieren.
Wir investieren kontinuierlich in erneuerbare Energien und wollen bis Ende des Jahrzehnts bilanziell stromautark sein. Außerdem planen wir, die Flächen, die wir entlang der Autobahnen besitzen, zur eigenen Energieversorgung zu nutzen, indem wir Photovoltaik errichten oder auch Kooperationen mit lokalen Partnern eingehen.
Die Digitalisierung schreitet voran. Woran arbeiten Sie in diesem Bereich aktuell?
An der Digitalisierung führt kein Weg vorbei – sei es in unserem Fall beim Vignetten-Vertrieb, bei innerbetrieblichen Prozesse oder hinsichtlich der Anlagen, die zunehmend digitalisierter betrieben und gesteuert werden. Das ist ein Thema, das wir massiv vorantreiben, weil es nämlich nicht nur um Kundenfreundlichkeit oder Effizienz, sondern auch um die Sicherheit des Netzes geht.
Auch am Thema KI sind wir dran. Wir setzen sie als Unterstützung im innerbetrieblichen Bereich ein, um beispielsweise sicherzugehen, dass alle internen Richtlinien und Auflagen bei Verfahren eingehalten werden. Wir wollen aber mit Hilfe der Digitalisierung und KI auch ermöglichen, dass Fahrer in Echtzeit sehen können, auf welchen Raststationen noch freie Stellplätze für ihre Lkw verfügbar sind.
Welche finanzpolitischen Rahmenbedingungen wären aus Ihrer Sicht erforderlich, um langfristig eine leistungsfähige und moderne Verkehrsinfrastruktur zu sichern?
Aus finanzpolitischer Sicht ist der wesentliche Eckpfeiler die Fortführung des nutzerbasierten Einnahmen- bzw. Finanzierungsmodells als stabile Grundlage für den Werterhalt des Netzes und die dafür erforderliche Planungssicherheit. Was die Ausgestaltung der Autobahn der Zukunft betrifft, braucht es eine verkehrsträgerübergreifende Infrastruktur- und Gesamtverkehrsplanung, in Abstimmung mit Bund, Ländern und Regionen, sodass die Asfinag auch verstärkt die Rolle als Mobilitätspartner wahrnehmen kann.