„Die Luftfracht ist neben dem Passagierverkehr und den Vermietungen unser drittes Standbein, das sich in den letzten Jahrzehnten hervorragend entwickelt hat“, sagt Norbert Draskovits. (Foto: Flughafen Linz)
Der Linzer Flughafen hat 2024 das Frachtumschlagsvolumen um beinahe 20 Prozent gesteigert. Was waren die Hauptgründe für dieses Wachstum?
Sowohl der Luftfrachtersatzverkehr als auch die geflogene Fracht verzeichneten deutliche Zuwächse. Dies war einerseits einer stabilen Konjunktur im Jahr 2024 geschuldet, andererseits aber auch auf die Frequenzaufstockung von Turkish Cargo nach Istanbul zurückzuführen. Insgesamt können wir auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2024 zurückblicken.
Wie beeinflusst das wirtschaftliche Umfeld in Oberösterreich die Entwicklung des Flughafens?
Der Wirtschaftsstandort Oberösterreich ist sehr stark. Rund 27 Prozent aller Exporte stammen aus unserem Bundesland. Dies kommt uns im Frachtbereich zugute. Allerdings müssen wir als Dienstleister im Luftfrachtverkehr die Situation genau beobachten. Geopolitische Krisen und die von den USA verhängten Strafzölle könnten sich spürbar auf die Nachfrage auswirken. Daher müssen wir auch im Frachtverkehr „auf Sicht fahren“ und uns laufend an die aktuellen Entwicklungen anpassen.
Welche Rolle spielt die Luftfracht strategisch für den Flughafen Linz?
Die Luftfracht ist neben dem Passagierverkehr und den Vermietungen unser drittes Standbein, das sich in den letzten Jahrzehnten hervorragend entwickelt hat. Wir betreiben einen Passagierterminal und inzwischen bereits fünf Frachtterminals. Für uns ist es außerordentlich wichtig, mehrere strategische Geschäftsfelder zu haben, um möglichst krisenresistent zu sein. Deshalb entwickeln wir diese Bereiche kontinuierlich weiter.
Welche Funktionen haben die fünf Frachtterminals?
Zwei der fünf Terminals betreiben wir selbst, die restlichen drei sind vermietet. In unseren eigenen Terminals wickeln wir die Fracht sowohl dokumentarisch als auch physisch ab. Das bedeutet, dass wir unseren Kunden ein One-Stop-Konzept anbieten, das in der Branche sehr geschätzt wird. Dieses Konzept, kombiniert mit hoher Servicequalität und maximaler Flexibilität, macht uns besonders wettbewerbsfähig.
Wie könnte sich der amerikanische Protektionismus auf das globale Luftfrachtgeschäft auswirken?
Der amerikanische Protektionismus wird voraussichtlich zu Gegenreaktionen in Europa und anderen Teilen der Welt führen und sich negativ auf das weltweite Luftfrachtgeschäft auswirken. Wie stark diese Auswirkungen sein werden, lässt sich derzeit schwer vorhersagen. Wir hoffen aber, dass die Folgen überschaubar bleiben.
Ein wichtiges Segment in Linz ist die Expressfracht. Welche Dienstleistungen bieten Sie in diesem Bereich an, und wer sind die wichtigsten Betreiber?
Unser langjähriger Partner DHL Express ist in Linz für das Expressfracht-Geschäft verantwortlich. DHL-Expressflüge verbinden Linz mit Leipzig, Brüssel und Timisoara.
Welche RFS-Dienste bestehen derzeit zu anderen Luftfrachtdrehkreuzen?
Regelmäßige RFS-Services gibt es zu den Flughäfen Wien, München, Frankfurt, Amsterdam und Zürich.
Linz ist der größte Bundesländer-Flughafen Österreichs. Welche Alleinstellungsmerkmale gibt es?
Wir punkten mit unserem One-Stop-Konzept, schnellen Umschlagzeiten und einem besonders hohen Maß an Flexibilität. Das macht uns aus Sicht unserer Kunden besonders attraktiv.
In Linz ist die Abfertigung von Pferden und anderen Huftieren möglich. Welche Anforderungen gelten dafür?
Wir haben uns vor einigen Jahren für die Abfertigung von Equiden (Tiere wie Pferde, Esel und Zebras) zertifizieren lassen und sind damit der einzige Frachtflughafen in Österreich, an dem Equiden nicht nur exportiert, sondern auch importiert werden dürfen. Zudem verfügen wir über die notwendige Infrastruktur in Form von Stallungen und eine Grenzveterinärkontrollstelle. Strategisch ging es uns darum, unseren Kunden ein möglichst umfassendes Angebot an Abfertigungsleistungen anbieten zu können.