CEO Johannes Alexander Hödlmayr. (Foto: Hödlmayr)
von Muhamed Beganović
Welche Herausforderungen beobachten Sie in der Automobillogistik und wie geht Ihr Unternehmen damit um?
Die Automobillogistik steht aktuell vor mehreren Herausforderungen: Da wäre zunächst der Einstieg chinesischer Marken in Europa. Er bringt einen hohen Kosten- und Wettbewerbsdruck für einheimische Automobilhersteller nach effizienteren Produktionsmethoden, technologischer Innovation (vermehrte Softwareintegration oder digitale Features) und preiswerteren Modellen. Dadurch verlagern sich Produktionsstätten sowohl einheimischer als auch chinesischer Hersteller vermehrt in den Osten Europas. Dies führt wiederum zu veränderten Flows und bedarf eines zusätzlichen Aufbaus von Transportinfrastruktur an den neuen Routen. Klar ist, dass sich diese Infrastruktur nicht von heute auf morgen aufbauen lässt und sie zusätzliche Investments erfordert.
Wir haben unsere Geschäftsprozesse rund um unsere Kunden aufgebaut und bieten Dienstleistungen entlang der gesamten Automotive Outbound Supply Chain an. Diese Denkweise, unsere langjährige Expertise und unser Marktverständnis ermöglichen es uns, diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen. Darüber hinaus verfügen wir über eines der größten Logistiknetzwerke mit entsprechenden Standorten in Europa, welches uns hilft, schnell und flexibel auf Änderungen zu reagieren.
Wie gehen Sie mit globalen Veränderungen oder geopolitischen Unsicherheiten um?
Als internationaler Full-Service-Provider ist es für uns entscheidend, Unsicherheiten mit proaktiven Maßnahmen und flexiblen Lösungen zu begegnen. Um Lieferkettenstörungen zu minimieren, setzen wir auf multimodale Logistikkonzepte, den weiteren Aufbau von eigenen Assets und auf strategische Kooperationen innerhalb des Hödlmayr Partner Netzwerks (HPN). Dadurch können wir schnell auf Engpässe reagieren und Ausweichmöglichkeiten nutzen.
Darüber hinaus führen wir laufend Marktanalysen durch. Dabei prüfen wir Einflussfaktoren wie politische Entwicklungen, Zollbestimmungen und Handelsbeschränkungen, um Verzögerungen oder zusätzliche Kosten für unsere Kunden möglichst zu vermeiden.
Auch der Einsatz von digitalen Technologien hilft uns, auf globale Veränderungen effizient und frühzeitig zu reagieren. Mit diesen gelingt es uns, die Transparenz und Effizienz unserer Logistikprozesse laufend zu erhöhen und in herausfordernden Zeiten ein zuverlässiger Partner für unsere Kunden zu sein.
Welche Entwicklungen werden Ihrer Meinung nach die Automobillogistik in den kommenden Jahren prägen?
Nachhaltigkeit (E-Mobilität, Regulatorik, steigende Nachfrage nach nachhaltigen Logistiklösungen sowie CO2-Reduktion) und Digitalisierung (IoT, Echtzeittracking, KI-basierte Analysen sowie Online-Sales) sind zwei Themen, die gekommen sind, um zu bleiben. Trotzdem verläuft die Einführung batteriebetriebener Elektrofahrzeuge (BEV) aufgrund hoher Kosten, begrenzter Ladeinfrastruktur und der anhaltenden Vorliebe der Verbraucher für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor (ICE) oder Hybride weiterhin langsamer als erwartet. Gleichzeitig verändern die wachsende Konkurrenz durch chinesische Elektrofahrzeughersteller und die Verlagerung hin zu erschwinglicheren Modellen die Marktdynamik.
Es ist auch zu beobachten, dass jüngere Verbraucher zunehmend Mobilitätsdienste auf Abonnementbasis dem traditionellen Autobesitz vorziehen. Außerdem stellen wir fest, dass sich die Autolebensdauer (2nd & 3rd life) verlängert und dadurch der Gebrauchtwagenmarkt wachsen wird.
„Bis 2030 sollen zehn und 2040 bereits 90 Prozent unserer Lkw
mit erneuerbaren Energiequellen betrieben werden.“
Welche Pläne haben Sie in puncto Elektromobilität?
Der Umstieg der eigenen Lkw-Flotte hat einen hohen Einfluss auf unsere strategische Planung. So sollen bis 2030 zehn Prozent und 2040 bereits 90 Prozent unserer Lkw mit erneuerbaren Energiequellen betrieben werden. Dieser Umstieg ist mit einem bedeutenden Investment verbunden und macht den Ausbau einer geeigneten Ladeinfrastruktur auf unseren Compounds notwendig.
Sie forschen auch am autonomen Fahren. Warum?
Hödlmayr International ist mit 15 Prozent an der Digitrans GmbH beteiligt, welche sich unter anderem mit der Weiterentwicklung des autonomen Transports beschäftigt. Dadurch können wir sicherstellen, dass wir keinen wichtigen Entwicklungsschritt verpassen. Derzeit bestehen für den Einsatz vollautonomer Fahrzeuge jedoch noch technologische und rechtliche Herausforderungen, die es zu lösen gilt.
Welche technologischen Innovationen haben Sie in Ihrem Unternehmen umgesetzt, um Prozesse zu optimieren? Welche Rolle spielen Datenanalysen und Automatisierung in Ihren täglichen Abläufen?
Ein konkretes Beispiel ist die Einführung unserer Yard- und Werkstatt-Management-Software INFORM. Diese ermöglicht eine KI-basierte Planung, Optimierung sowie Steuerung unserer Stellplatz- und Werkstattprozesse. Durch Optimierungsalgorithmen wird berechnet, welche Aufgaben mit welchen Ressourcen wo und in welcher Reihenfolge durchgeführt werden müssen, damit der jeweilige Standort optimal wirtschaftet und gleichzeitig Termintreue sichergestellt werden kann.
Übergeordnet stellen wir mittels eines strategischen Prozesses, dem Hödlmayr Innovation Framework, sicher, dass wir keine technologischen Trends verpassen. Als Basis für die Analyse dient der Trendradar von Trendone, einem international renommierten Beratungsunternehmen. Darin sind derzeit zwölf Megatrends definiert, die mit einem speziellen Scout-Programm kontinuierlich beobachtet und analysiert werden. Hödlmayr intern wurde für die Bewertung ein internationales, heterogenes Team mit Vertretern aus dem Sales-Bereich, dem Transport Management, der IT, dem General Management, Human Resources und dem Business Development ins Leben gerufen. Um bei der Auswahl und Bewertung der Technologien eine gewisse Objektivität zu gewährleisten, werden wir für diesen Prozess von der Fachhochschule Steyr unterstützt. Im Anschluss an die Bewertung werden relevante Trends operationalisiert und in konkrete Projekte überführt.