Lisa Hrovat: Als ich 2018 das neunte Schuljahr abgeschlossen hatte, entschied ich mich, eine Lehre zu machen. Ich sah mir verschiedene Lehrberufe an, aber die Lehre als Speditionskauffrau gefiel mir am besten, da es ein Beruf ist, in dem man nie auslernt und sich immer weiterbilden kann. Es fasziniert mich auch heute noch, was mit einem Paket zwischen der Be- und Zustellung alles passiert und wie viele Schritte nötig sind, bis es bei Empfänger:innen ankommt.
Mevlide Vishi: Definitiv! Genau diese Frage, wie Sendungen z. B. von China nach Österreich kommen und wie die Abläufe dahinter aussehen, haben mich in diese Branche gelockt. Für mich ist der Beruf sehr vielfältig und spannend. Es gibt eigentlich nichts, das nicht mit Logistik zu tun hat. Ein Kugelschreiber, den ich im Handel kaufe, muss vom Produktionsort zum Shop transportiert oder sogar importiert werden. Die Komponenten für den Kugelschreiber kommen auch von irgendwoher. Die meisten wissen gar nicht, wie viel Logistik in den kleinsten Dingen steckt. Und das macht den Beruf so interessant für mich.
Lisa Hrovat: Es gibt aber auch manchmal Momente, die ein wenig frustrierend sind. Da ich erst 20 Jahren jung bin, fühle ich mich von Kund:innen nicht immer sofort komplett ernstgenommen. Ich schaffe es aber, sie mit meinem Wissen zu überzeugen. Apropos Wissen: Meine Kollegin Mevlide Vishi und ich arbeiten im Zollbereich und erhalten täglich sehr viele Kund:innenanfragen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen vor dem Thema Zoll schnell zurückschrecken. Wir wollten darum dieses Thema greifbarer und zugänglicher machen und hatten die Idee für „iZoll“.
Mevlide Vishi: Wir bekommen täglich Anfragen von Kund:innen, die zum Beispiel wissen wollen, wie hoch der Zollsatz für eine Kaffeemaschine, die man in China bestellen kann, ist. Wir wollten daher eine App entwickeln, über die sich Nutzer:innen spezifische Daten zu ihrem Zollanliegen holen, Begriffe erklären oder gar Fragen beantworten lassen können. Das spart Zeit und macht die Prozesse einfacher. Mit unserer Idee konnten wir die Jury beim Jungspediteur:innen-Wett-bewerb überzeugen und gewannen den zweiten Platz. Es ist so, dass diese Effizienzsteigerung dank Digitalisierung weitergehen und die Logistikbranche verändern wird – zum Guten. Es werden schon viele Schritte gesetzt, um Prozesse zu digitalisieren. Vielleicht haben die künftigen Lehrlinge auch schon Ideen in diese Richtung.
Lisa Hrovat: Ich kann auf jeden Fall empfehlen, in die Logistikbranche einzusteigen. Das ist ein Job mit Zukunft, bei dem es immer wieder spannende Herausforderungen gibt und ständig Neues dazukommt. Hier kann man sich in den verschiedensten Bereichen sehr gut aus- und weiterbilden und viel lernen. Und auch etwas bewirken, wie wir mit unserer App zeigen. Man muss aber Teamfähigkeit, Belastbarkeit, Aufgeschlossenheit sowie Lernbereitschaft mitbringen.
Über "iZoll"
Die App „iZoll“ verspricht ein effizienteres Handling der täglich bei Speditionen einlangenden zolltechnischen Fragen. Laut vorgeschlagenem Konzept bringt die Digitalisierung des Anfragemanagements Spediteur:innen, Zolldienstleister:innen und Kund:innen zahlreiche Vorteile, darunter die Reduktion von Mailverkehr und Telefonaten, die Option von Abgabenvorberechnungen, schnellere Auftragsverarbeitung und 24/7-Verfügbarkeit. Kund:innen könnten außerdem eine Zusammenfassung der Anfragen und Antworten im Pdf-Format mit dem Auftrag an Spedition und Zolldienstleister mitsenden.