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„Wir reden nicht nur, sondern setzen auch schon Projekte um“

Der Hafen Rotterdam hat sehr ambitionierte Pläne für die Energiewende. Verkehr bat Interims-CEO Boudewijn Siemons um ein Interview über die geplanten Entwicklungsschritte.

Unlängst wurde bekannt, dass der bisherige und langjährige CEO der Rotterdam Port ­Authority, Allard Castelein, ­seinen Vertrag nicht ­verlängern wird und dass Sie als Interims-CEO übernehmen. Wie wollen Sie in Ihrer neuen Rolle vorgehen?
Ich werde das Amt des Inter­ims-CEO mit großer Freude und Energie neben meiner derzeitigen Tätigkeit als COO der Port Authority ausüben. Der Hafen und die Port Authority liegen mir sehr am Herzen und deshalb ist mir die Kontinuität des Managements wichtig, insbesondere in Zeiten des Übergangs. Ich freue mich, in dieser neuen Funktion weiterhin dazu beitragen zu können.

Der Hafen Rotterdam befindet sich aktuell in eine Transfor­mationsphase, vor allem was den Bereich der Energiewende angeht. Als größter ­Hafen in Europa sind viele Augen auf Sie gerichtet und Sie sind auch schon sehr ­aktiv, u. a. im Bereich der Wasserstoffinfra­struktur. Wie soll die Reise für Rotterdam hier weitergehen?
Das stimmt, es sind viele Augen auf uns gerichtet. Denn: Wenn wir die Wende nicht hinbekommen, werden die Niederlande ihre Emissionsziele nicht erreichen. Wir haben also eine ­unheimliche Verantwortung und stehen natürlich dadurch vor einer großen Herausforderung. Aber die positive Botschaft ist, dass wir es auch wirklich schaffen können. Wir haben in Rotterdam eine ganze Reihe an Projekten, mit denen wir unsere CO2-Werte bis 2030 um ganze 55 Prozent reduzieren können. Und wir werden dank dieser Projekte auch bis 2050 die Klimaneutralität erreichen.

Wir haben eine auf vier Säulen gestützte Strategie entwickelt, um diese ambitionierten Ziele zu erreichen. Die erste Säule betrifft die Effizienzsteigerung. Da geht es zum Beispiel darum, die Abwärme aus einem Industriezweig zu nehmen und sie in die Produktion in einen anderen Zweig zu routen. Es ist hier auch unsere Aufgabe, Infrastruktur dort, wo sie benötigt wird, zu schaffen. Das bedeutet nicht, dass wir immer selbst in die Infrastruktur investieren, aber wir sehen es als unsere Aufgabe, die Bedingungen für eine umfassende Energiewende zu schaffen, damit auch unsere vielen Kunden, die übrigens auch selbst sehr ambitionierte Klimaziele verfolgen, dann investieren können.

Die zweite Säule betrifft rein die Energiewende und hier primär Wasserstoff. Wir müssen die Infrastruktur für die Produktion von Wasserstoff bauen und uns auch mit der Frage beschäftigen, wie wir jene Mengen an Wasserstoff, die wir nicht selbst produzieren können, importieren und transportieren können.

Die dritte Säule dreht sich um das Thema Rohstoffwende. Nachdem es reichlich Plastik in der Welt gibt und nicht genug „natürlichere“ Materialien wie Holz oder verarbeitete Materialien wie Glas oder Metall, könnte man doch Plastik nutzen, um Bauten abzudichten und zu dämmen. Wir müssen uns für eine Kreislaufwirtschaft einsetzen und uns viel mehr mit dem Thema Recycling beschäftigen, um bereits vorhandene Rohstoffe bestmöglich zu nutzen.

Und zum Schluss noch die vierte Säule: emissionsfreie Routen, sowohl auf der See als auch im Hinterland. Da wird es natürlich Herausforderungen geben. Bei den Schienentransporten geht es hierbei um Themen wie Instandhaltung, Infrastruktur und Elektrifi­zierung der Strecken. Bei der Binnenschifffahrt geht es um das Thema Niederwasser, aber auch dafür gibt es mittlerweile Lösungen. Notwendig sein werden aber auch Modifizierungen an Flüssen wie dem Rhein, um auch bei niedrigeren Wasserpegeln noch fahren zu können.

Welche der Säulen gehen Sie als Erstes an?
Wir sind schon in allen vier Säulen parallel aktiv. Wir reden nicht nur, sondern setzen auch schon Projekte um. Und klar, wir müssen noch sehr viel tun, aber wir sind dran. Um unsere Ziele zu erreichen, müssen wir auch noch stärker in die Digitalisierung investieren, denn nur durch sie können ­weitere benötigte Effizienzen erzielt werden. Um unsere Strategie in drei Worten zusammenzufassen: optimieren, modifizieren und digitalisieren. Ohne das wird es nicht gehen. Aber wir blicken sehr optimistisch in die Zukunft.


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