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Widerstandsfähigkeit neu gedacht

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Das Zusammensetzen der richtigen Bausteine ist in puncto Resilienz entscheidend.
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Businesscoach und Journalistin Anja Kossik.
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Resilienz - ein Wort, das uns mittlerweile in allen Bereichen des Lebens begegnet und als Allheilmittel "um die Ohren geschlagen wird", vor allem in ökologischen und ökonomischen Belangen. Aber was verbirgt sich wirklich dahinter? Was bedeutet es, ein Unternehmen resilient aufzustellen? Redakteurin und Businesscoach Anja Kossik erklärt in ihrem siebten exklusiven Online-Beitrag für Verkehr, welche Faktoren die Grundlage für wirkliche Resilienz bilden.

von: Anja Kossik

Ein aktuelles Schlagwort darf in unserem Management-Buzzword-Bingo ganz bestimmt nicht fehlen: die Resilienz. Spätestens seitdem die mangelnde Verfügbarkeit von elektronischen Komponenten aus Asien oder die Totalausfälle bei den in der Ukraine produzierten Kabelbäumen die europäische Automobilproduktion beinahe vollständig lahmgelegten oder die Klopapierkrise im ersten Lockdown zu regelrechten Prügeleien im Supermarkt führte, wurde die Verbesserung der Widerstandsfähigkeit von Versorgungsketten zum neuen Credo der Supply Chain Manager. Begriffe wie Versorgungssicherheit, Local Sourcing, Multisourcing, Diversifizierung, Re- und Nearshoring waren als Reaktion auf die Krisen der vergangenen Jahre in aller Munde. Auch die Bedeutung der Logistik für die Robustheit von Lieferketten war plötzlich jedem klar. Resilienz war krisenbedingt eine Zeit lang DAS Buzzword der Branche.

Resilienz ist für alle da
Der Begriff Resilienz umfasst einige grundlegende Eigenschaften von Menschen, Organisationen, Institutionen und sogar ganzen Systemen, die sie gegenüber unvorhersehbaren und unkontrollierbaren – also „disruptiven“ – äußeren Einflüssen, Krisen und Katastrophen widerstandsfähig machen. Abgesehen vom Supply Chain Management haben auch die unterschiedlichsten anderen Disziplinen den Resilienzbegriff mittlerweile für sich entdeckt. So sollen neben Versorgungsketten auch einzelne Menschen, Ökosysteme, technische Prozesse, Unternehmen, Finanzmärkte, soziale Netzwerke sogar ganze Demokratien und Nationen durch die Erkenntnisse der Resilienzforschung krisensicher gemacht werden.

Was macht denn nun resilient?
Fragt man die Experten, was denn eigentlich die wichtigsten Kennzeichen resilienter Lieferketten sind, so trifft man auf ein paar altbekannte Schlagworte: Agilität, Kompatibilität, Transparenz, Dezentralität, Digitalisierung und lernende Organisationen. Robuste Lieferketten sind jedoch nur ein Puzzlestein von vielen, um ein ganzes Unternehmen krisenfester zu machen. Denn die Resilienzfähigkeit eines Unternehmens setzt sich letztendlich aus zwei wesentlichen Anteilen zusammen: einer technologischen und einer menschlichen Komponente. Unternehmen können sich durch den bewussten Einsatz moderner digitaler Technologien und die Automatisierung von Prozessen leichter und schneller an unvorhergesehene äußere Einflüsse anpassen. Ihre Fähigkeit, komplexe Krisen erfolgreich zu bewältigen, ist jedoch in einem hohen Maß von den dort arbeitenden Menschen abhängig.

Resiliente Organisationen
Die Fähigkeit jedes einzelnen Menschen konstruktiv mit Krisen umzugehen, hängt sehr von seiner Persönlichkeitsstruktur ab. Ähnliche Resilienzfaktoren wurden aber auch für Organisationen definiert. Dazu zählen eine positive Grundhaltung und eine optimistische Einstellung der Mitarbeiter. Eine Ziel- und Lösungsorientierung ist ebenso wichtig wie die Fähigkeit, Krisensituationen als solche akzeptieren zu können. Werden Situationen richtig beurteilt und Entscheidungsprozesse sowie Strategien aktiv gestaltet (hier kommt die Agilität der Organisation ins Spiel), dann ist das ebenso wichtig wie eine klare Zuordnung von Verantwortungsbereichen. Weitere Resilienzfaktoren sind eine starke Netzwerkorientierung – also die aktive Nutzung von internen und externen sozialen Beziehungen – sowie eine Unternehmensvision, bei der es um eine zukunftsorientierte strategische Positionierung des Unternehmens geht.

Alles eine Frage der Unternehmenskultur
Was aber sowohl beim einzelnen Menschen als auch bei Organisationen eine Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Umgang mit diversen Katastrophenszenarien und für die Entwicklung von Widerstandsfähigkeit ist, sind der Wille und die Fähigkeit, aus Krisen auch etwas zu lernen. Positive und negative Erfahrungen transparent zu machen, um vergangene Schwächen auszubügeln und Stärken zu fördern, stellt einen wesentlichen Schritt zu größerer Resilienz in der Zukunft dar. Organisationen, die ohne einen entsprechenden Lerneffekt und ohne Veränderungen nach überstandener Krise einfach so weitermachen wie davor, können unter derartig volatilen wirtschaftlichen Bedingungen sicherlich nicht langfristig erfolgreich sein. Es wird also immer offensichtlicher, wie wichtig heutzutage die Entwicklung einer agilen Unternehmenskultur ist. Resilienz – das muss jedem klar sein – gibt es nicht umsonst! Denn Maßnahmen zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit kosten Zeit, Geld und vor allem Engagement. Ein derartiges Engagement zahlt sich aber langfristig garantiert aus, um negativen Außeneinflüssen auch in Zukunft erfolgreich entgegentreten zu können.


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