Mit der Geschäftsaufgabe aller Tankcontainerlogistikaktivitäten von VTG Tanktainer ist auch die Schließung der ausländischen Tochtergesellschaften mit Ausnahme des Joint Ventures Shanghai COSCO VTG Tanktainer Co., Ltd. verbunden. Gleichzeitig wird VTG das Leasinggeschäft von Tankcontainern fortführen und ausbauen.
Vier (Viele) Gründe für das Aus
Hintergrund ist eine deutliche Verschärfung der Marktsituation, mit der sich VTG seit dem dritten Quartal 2022 konfrontiert sieht. Ein signifikanter Einbruch bei der Transportnachfrage der chemischen Industrie und sinkende Frachtraten – unter anderem bedingt durch massiv gestiegene Energiekosten – gehen einher mit erheblichen Preissteigerungen im intermodalen Bereich. Gleichzeitig hat sich die Planbarkeit der Frachtkosten zu einer nur noch begrenzten Preisgültigkeit von drei bis sechs Monaten entwickelt. Nach eingehender Prüfung verschiedener Optionen hat die VTG-Geschäftsführung daher in Einklang mit den Gesellschaftern die strategische Entscheidung getroffen, die Logistikaktivitäten von VTG Tanktainer einzustellen.
Standortschließungen, aber Vermietung geht weiter
Die Tankcontainer-Vermietung inklusive der Assets und der Mitarbeitenden soll bis Ende des zweiten Quartals 2023 am Standort Hamburg innerhalb der VTG-Gruppe übertragen werden und das entsprechende Angebot künftig von dort aus erfolgen.
Die übrigen Standorte von VTG Tanktainer in Deutschland, Finnland, Nordamerika und Singapur werden bis Ende des Jahres geschlossen.
Das Joint Venture Shanghai COSCO VTG Tanktainer Co., Ltd. in China ist hiervon nicht betroffen.
Weitere Verkündung: Kooperation mit RWE in Sachen grüner Ammoniak
Gleichzeitig gab VTG bekannt, dass das Unternehmen mit RWE ein Memorandum of Understanding für den Transport von grünem Ammoniak unterzeichnet hat.
Hintergrund der Absichtserklärung der beiden Unternehmen ist, dass der Energieversorgungskonzern RWE den Bau eines grünen Import-Terminals für Ammoniak in Brunsbüttel plant. Ab 2026 sollen hier pro Jahr rund 300.000 Tonnen grünes Ammoniak anlanden. Für den Weitertransport des grünen Ammoniaks will RWE auf die Schiene setzen, denn der Energieträger soll dann per Bahn direkt an industrielle Kunden in Deutschland und den Nachbarländern verteilt werden. Darum prüfen RWE und VTG gemeinsam jetzt die Verteilung über die Schiene.
Bahn das geeignete Transportmittel
VTG und RWE werden dafür ein Logistikkonzept zur Belieferung von Abnehmern erarbeiten. Darin sollen etwa Lieferoptionen identifiziert und die Umschlag- und Transportkapazitäten ermittelt werden. Für Industriekunden ist der Transport per Schiene vorteilhaft, da große Produktmengen auch ohne Anbindung an eine Pipeline oder einen Binnenhafen sicher zum Zielort gelangen. Die Lieferung von Ammoniak in Tankwaggons ist seit Jahren etabliert, VTG hat diesbezüglich jahrelange Erfahrungen.
Klimaschutz und Energiesicherheit bieten neuen Markt für Ammoniak
„Für die Energiewende ist grünes Ammoniak ein wichtiger Schlüssel, weil sich damit viele industrielle Prozesse dekarbonisieren lassen. Dafür wird Deutschland in Zukunft große Mengen Ammoniak importieren. RWE will ein global diversifiziertes Portfolio aus Projekten und Abnahmeverträgen von Wasserstoff und seinen Derivaten wie Ammoniak entwickeln“, so Ulf Kerstin, Chief Commercial Officer der RWE Supply & Trading.
Sven Wellbrock, Chief Operating Officer Europe und Chief Safety Officer der VTG, ergänzt: „Ammoniak wird in den kommenden Jahrzehnten neben seiner großen Bedeutung als Grundstoff für die Industrie auch eine wichtige Rolle bei der Sicherung der Energieversorgung einnehmen. Er ist Teil der VTG New Energies Strategie, die darauf abzielt, unsere Kunden bestmöglich bei der Transformation hin zu nachhaltigen Industrieprozessen zu begleiten."