Patrick Sohnegg, Geschäftsführer von Nunner Logistics mit Sitz im steirischen Leibnitz, hat keinen Grund zum Klagen: Im vergangenen Jahr wurde in Österreich mit 40 Mitarbeitern ein Umsatz von rund 30 Millionen Euro erwirtschaftet – um 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. „Es geht uns gut und wir wollen heuer bestehende Verkehre weiter ausbauen und natürlich weiter wachsen“, bilanziert der Manager im Gespräch mit Verkehr. Man habe die gesteckten Ziele erreicht und das nicht zuletzt dank einer motivierten Mannschaft.
Nunner Logistics hat 2015 in Österreich die Flagge hochgezogen und agiert hierzulande als Österreich-Niederlassung der Nunner Logistics mit Sitz im niederländischen Helmond. Aktuell verfügt das Unternehmen mit globaler Präsenz über 750.000 m2 Lagerfläche und ist u. a. auf Kontraktlogistik spezialisiert, wobei die Fäden für die europaweiten Aktivitäten in Helmond zusammenlaufen und „wir in Österreich unseren Beitrag als Komplett-Ladungsspediteur leisten“, betont Sohnegg. Von Helmond werden die Niederlassungen in den EU-Staaten Österreich, Polen, Rumänien, Slowenien, Litauen und Spanien gesteuert.
Großer Fuhrpark
Neben der Kontraktlogistk für verschiedene Branchen ist Nunner Logistics in den Bereichen Air & Sea, Lkw-Landverkehre und Intermodal-Bahnverkehre mit Fokus auf China–Europa aktiv. Russland spielt als Transitland nach wie vor eine Rolle, je nachdem welche Güter transportiert werden. Von der EU sanktionierte Güter können nicht via Russland gefahren werden, andere jedoch schon, wobei es davon abhängt, „ob der Kunde das will“, bemerkt der Manager.
Transporte mit dem Lkw von China nach Europa zu fahren, ist kein Tabu und möglich, pro Monat werden 20 bis 30 Lkw-Fahrten von China nach Europa abgewickelt. Nunner in Österreich kann auf einen Lkw-Fuhrpark von 300 Lkw für den Fernverkehr zurückgreifen. Diese Fahrzeuge stammen von Subpartnern, werden aber von Nunner disponiert und quasi wie eigene gemanagt. Sie sind mit dem Nunner-Logo gebrandet und fahren nicht nur Komplett-Ladungsverkehre, sondern sind eben auch im Rahmen der Kontraktlogistik europaweit unterwegs. Sohnegg: „Wir können die gesamte Supply Chain abbilden und sind auch im 4PL-Geschäft erfolgreich aktiv.“ So werden zum Beispiel in Polen vier Kontraktlogistik-Standorte betrieben, von wo aus Kontraktlogistik-Dienstleistungen für ganz Europa im Auftrag eines amerikanischen Unternehmens aus der Fortune-500-Liste gemanagt werden.
Anfang Februar startet ein weiteres großes Projekt für einen namhaften Glashersteller, auch in diesem Fall ist Nunner für die europäischen Kontraktdienstleistungen verantwortlich. Innerhalb der Muttergesellschaft (Baerbergh Holding) von Nunner Logistics gibt es eine Reihe an Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, die gesamte Wertschöpfungkette des Kunden zu optimieren; dazu gehören u. a. EyeOn (Planning & Forecasting), Bright Cape (Data Science und AI) und Caroz THE Control Tower, ein hochqualitiver 4PL-Dienstleister.
Auch stark in der Lebensmittelbranche
Nunner ist in Österreich stark in der Lebensmittelbranche engagiert und hier für bekannte Player tätig. Importwaren für diese kommen häufig im großen Stil über Europas Häfen herein, werden dort aus den Containern entladen, auf Paletten verpackt und dann mit den Nunner-Lkw in zahlreiche Länder transportiert. „In diesem Bereich haben wir im Vorjahr neue Verkehre z. B. von Großbritannien nach Polen und Italien realisiert“, erklärt Sohnegg.
Für Logistiker sind die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen alles andere als einfach. Die CO2-Bepreisung in Österreich seit Anfang dieses Jahres, die Lkw-Maut-Erhöhung in Deutschland im Dezember 2023 und die steigenden Lohnkosten sind betriebswirtschaftlich belastend. Als Reaktion müssen „wir noch stärker digitale Prozesse forcieren und optimieren, um entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfolgreich präsent sein zu können“, sagt Sohnegg. Diese drei zuvor genannten Stressfaktoren kommen einem toxischen Mix gleich und es entsteht dadurch die Gefahr, dass etwa Österreich als Wirtschaftsstandort seine Attraktivität einbüßt und sich internationale Unternehmen mehrfach überlegen, ob sie sich in Österreich oder in billigeren Ländern in Südosteuropa niederlassen wollen.
Das würde sowohl eine Verlagerung von Verkehrsströmen mit sich bringen und sich auch negativ auf die heimische Logistik-Branche auswirken. Die höhere Maut bzw. CO2-Bepreisung an die Kunden weiterzureichen, sei nicht das große Problem, weil es dafür auf Kundenseite Verständnis gibt. Doch der Spielraum für eigentliche Preisanpassungen für die eigenen Dienstleistungen wird dadurch deutlich geringer. Sohnegg blickt dennoch zuversichtlich auf das neue Jahr: „Es sieht sehr positiv aus für 2024, weil wir schon zahlreiche Fixverträge unter Dach und Fach haben.“
Ohne Lkw geht es nicht
Verkehrspolitisch hat Sohnegg zwei große Wünsche: Zum einen sollte man sich in Europa endlich zu einer einheitlichen Regelung bei den Lkw-Nachtfahrverboten durchringen und zum anderen sollte die breite Öffentlichkeit mehr Bewusstsein dafür entwickeln, dass es im Güterverkehr ohne Lkw nicht geht. Er bringt täglich jene Waren, die die Menschen täglich brauchen, und trotzdem werden Lkw häufig verteufelt und der anspruchsvolle Beruf des Lkw-Fahrers viel zu wenig wertgeschätzt, bedauert Sohnegg. An allen Nunner-Standorten finden Lkw-Fahrer Sozial-Räumlichkeiten vor, wo sie sich entspannen und wieder Kraft tanken können für ihre Touren durch ganz Europa.
Nunner in Österreich bildet jährlich zwei bis drei Lehrlinge in zwei Lehrberufen, nämlich Speditions- und Bürokaufmann, aus. „Für uns ist wichtig, dass wir unsere Lehrlinge nach Ende der Ausbildungszeit als zuverlässige und motivierte Mitarbeiter im Unternehmen halten können. Gute Mitarbeiter sind Teil des Erfolgs“, betont Sohnegg.