Frank Furrer, Generalsekretär des VAP, begrüßt die Teilnehmer des Forum Güterverkehr Anfang Mai in Zürich.
Die Veranstaltung startete mit der Begrüßung durch Frank Furrer, Generalsekretär des VAP, anschließend gab Peter Füglistaler, Direktor des Bundesamts für Verkehr (BAV), einen Überblick über die aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen und Herausforderungen im Schweizer Güterverkehr und betonte: „Die befristete finanzielle Förderung des Wagenladungsverkehrs ist ein letzter Versuch, den Binnengüterverkehr auf der Schiene zu retten.“ Die DAK ist das notwendige Mittel dazu, das mit einer Förderung von 30 Prozent an die Halter eine schöne Offerte ist.
Deutsche Perspektive
Peter Westenberger, Geschäftsführer von „Die Güterbahnen“ in Deutschland, präsentierte die digitale Schiene und die VDV-Charta aus deutscher Sicht. Er forderte eine finanzielle Förderung des Wagenladungsverkehrs ausschließlich über die Bedienstrecken, d.h. die Reaktivierung oder Mengensteigerung an möglichst vielen Bedienstellen. Für Wettbewerber sei es sehr schwierig, da die Datenlage ausgesprochen intransparent sei.
Österreichs Sichtweise
Claudia Nemeth vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) in Österreich erläuterte die Instrumente und Strategien der österreichischen Verkehrspolitik mit Blick auf den Schienengüterverkehr und verglich die Pro-Kopf-Investitionen in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Dabei stellte sie fest, dass Deutschland Aufholbedarf hat. Österreich setzt auf ein aktives Monitoring der Maßnahmen und hat hierfür Ende 2023 seinen ersten Bericht vorgelegt und einen spezialisierten Mitarbeiter eingestellt. Gemeinsam mit dem deutschen Verkehrsminister Wissmann und Bundesrat Rösti unterstützt die österreichische Ministerin Leonore Gewessler die rasche Einführung der DAK.
Die Seite der Wirtschaft
Ueli Maurer, Head of Intermodal Network bei Bertschi AG, brachte wertvolles Feedback aus der Wirtschaftsperspektive ein. Warten auf die DAK sei angesichts der Fortschritte auf der Straße unmöglich, sie müsse sofort umgesetzt werden. Die aktuellen, noch immer international völlig ungenügend koordinierten Baustellen sowie die Energie- und Trassenpreise bedrohen derzeit die Marktfähigkeit des Schienengüterverkehrs fundamental. Weiters forderte er von den Infrastrukturbetreibern die Ersparnisse durch Komplettsperrungen an den Schienengüterverkehr weiterzureichen, als Kompensation für deren Mehrkosten.
Debatte 1
In der anschließenden Podiumsdiskussion sprach Westenberger über die aktuell chaotische Baustellensituation sowie die damit verbundenen zusätzlichen Kosten und forderte eine Verbesserung der Qualität im Bahngüterverkehr. Nemeth stimmte zu, zeigte sich jedoch optimistisch über die Zukunft des Schienengüterverkehrs: „Die aktuellen Herausforderungen sind wie ein kleines Kind, das Laufen lernt: Es gibt Rückschläge, aber es wird besser.“ Füglistaler unterstrich die Alternativlosigkeit der Korridorsanierungen und betonte die Notwendigkeit von Investitionen in die Infrastruktur. Jens Engelmann, der die Podiumsdiskussion moderierte, brachte die Frage der Wirksamkeit von Fördermaßnahmen auf und erörterte die verschiedenen Ansätze zur Unterstützung des Schienengüterverkehrs. Füglistaler und Nemeth verteidigten die Rolle der Staatsbahnen und warnten vor einer übermäßigen Kritik an ihnen.
Das Fazit der Diskussion durch Engelmann: Die Schiene leistet einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und muss weiterhin gefördert werden, jedoch müssen auch Herausforderungen wie Kapazitätsengpässe und die Kosten für technologische Innovationen bewältigt werden.
Die Zukunftsperspektive
Nach einer kurzen Pause befasste sich die Veranstaltung mit der Transformation des Schienengüterverkehrs in die Zukunft. Gilles Peterhans, Generalsekretär der Internationalen Union der Wagenhalter (UIP), beleuchtete den aktuellen Stand der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK). Er unterstrich den Unterschied zwischen technischer Umrüstung und der damit verbundenen Transformation des archaischen Schienengüterverkehrs. Dieser soll ernsthaft wettbewerbsfähig umgestaltet und in ein völlig neues Bahnsystem überführt werden.
Gregor Ochsenbein, Stv. Leiter Programm Daten für ein effizientes Mobilitätssystem beim BAV, und Jürgen Maier-Gyomlay, Verantwortlicher AK Logistik / IG WLV beim VAP, stellten die Bedeutung von Daten-Eco-Systemen für eine effiziente Logistik heraus.
Peter Sutterlüti, CEO von Cargo sous terrain AG, präsentierte das Konzept von Cargo Sous Terrain (CST). Die rein privat finanzierte Logistiklösung steht ausschließlich für Stückgut zur Verfügung. Das Zusammenspiel von unterirdischem Hauptlauf und oberirdischer Feinverteilung hat das Potential zu einer maßgeblichen Ergänzung von Schiene und Straße.
Stefan Kirch, Co-Founder und Mitglied der GL bei NEVOMO, stellte die Potenziale der Magnetbahntechnik für eine effektivere und kapazitätsstärkere Güterverkehrslösung vor. Insbesondere autonomes Fahren von Güterwagen auf großflächigen Anschlussgleisen mit einer Vielzahl von Be- und Entladestationen sowie Konsolidierungspunkten für Versand und Empfang bieten außergewöhnlich Einsparpotentiale.
Debatte 2
Die Veranstaltung gipfelte in einer weiteren Podiumsdiskussion, die sich mit der Zukunft der Logistik im Jahr 2035 befasste. Neben der Freiwilligkeit der Datenherausgabe wurden auch die Herausforderungen der digitalen Transformation, insbesondere in Bezug auf Kosten und Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern, diskutiert. Zum Abschluss wurde betont, offen für innovative Lösungen zu sein und sich nicht von Problemen abhalten zu lassen.
Resümee
Frank Furrer fasste die Veranstaltung mit der so zuversichtlichen wie herausfordernden Feststellung zusammen: „Alles ist möglich, sofern alle Branchenakteure mit vereinten Kräften und geschlossenen Reihen pragmatisch und kompromissbereit vorwärtsschreiten.“
Das Forum Güterverkehr bot eine Plattform für spannende Begegnungen, informative Präsentationen, anregender Diskussionen und einen klaren Fokus auf die Gestaltung einer zukunftsfähigen Güterverkehrslandschaft. Die Teilnehmer verließen die Tagung mit neuen Erkenntnissen und Impulsen für die weitere Entwicklung der Branche.