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Europa – eine holprige Piste für Frachtverlader

Abbildungen / Graphiken: BCG / Alpega
Abbildungen / Graphiken: BCG / Alpega

Im Rahmen des Gartner Supply Chain Symposium, das kürzlich in Barcelona stattfand, wurde der Report „A Bumpy Road for Europe’s Freight Shippers“ vorgestellt, der den europäischen Spot- und Vertragsmarkt für den Straßengüterverkehr von 2019 bis Anfang 2024 analysiert. Die Ergebnisse bieten Verladern und anderen Akteuren in der Wertschöpfungskette des Straßengüterverkehrs eine Momentaufnahme der aktuellen Marktbedingungen, erklären die Autoren der Studie Markus Weidmann, Jesus Montero, Dennis Mikulla und Dorota Korenkiewicz. Der Report ist das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) und des Logistik-Softwareunternehmens Alpega Group, deren Daten die Grundlage für den Report bilden.

Nach einem schwierigen Jahr 2023 haben sich die Bedingungen im europäischen Straßengüterverkehr sowie das Verhältnis zwischen Ladungsnachfrage und Lkw-Angebot verbessert. Verlader, die auf diese Dienste angewiesen sind, sollten sich allerdings nicht zu früh entspannen. Denn Streiks, geopolitische Probleme und andere Faktoren sorgen für einen unbeständigeren, dynamischen Markt, auf den sich Verlader in naher Zukunft einstellen müssen. Es gibt jedoch eine gute Nachricht: Wer diese Herausforderungen meistert, kann die Leistung seiner Lieferkette verbessern, was sich messbar auf die Betriebsabläufe und das Endergebnis auswirkt.

Analyse des Spot- und Vertragsmarkts
BCG hat kürzlich eine Partnerschaft mit Alpega, einem führenden Unternehmen für Logistiksoftware, geschlossen. Alpega bietet End-to-End-Lösungen für alle Transportbedürfnisse, einschließlich Transport Management Services (TMS) und Frachtenbörsen. BCG hat auf Basis der Daten von Alpega den europäischen Spot- und Vertragsmarkt für den Straßengüterverkehr von 2019 bis Anfang 2024 analysiert.

Die wichtigsten Ergebnisse der Analyse lauten wie folgt:

Die Nachfrage im Straßengüterverkehr steigt.
Sowohl auf internationalen als auch auf inländischen Strecken stieg die Nachfrage im Straßengüterverkehr in der ersten Jahreshälfte 2024, angetrieben durch verbesserte wirtschaftliche Bedingungen. Zudem haben größere regionale Störungen wie ein inzwischen beendeter Bahnstreik in Deutschland und anhaltende Angriffe auf Frachtschiffe im Roten Meer Verlader dazu veranlasst, den Straßengüterverkehr anderen Transportkanälen vorzuziehen.

Die Kapazität ist leicht zurückgegangen, wird sich aber wahrscheinlich bald erholen.
Die verfügbare Kapazität auf dem Spotmarkt ging im ersten Quartal 2024 zurück, was auf kurzfristige Faktoren wie Fahrermangel, hohe Inflation und Zinssätze sowie regionale Transportstreiks (in Polen und Spanien) zurückzuführen ist. Einige dieser Faktoren beginnen sich jedoch zu entspannen. Darüber hinaus senken die niedrigeren Kraftstoffpreise die Betriebskosten der Betreiber, was zu einem Anstieg der verfügbaren Spotkapazitäten führt.

Insgesamt ist die Marktentwicklung auf kurze Sicht ausgeglichener.
In den letzten Quartalen hat eine bessere Angleichung von Angebot und Nachfrage zu einem ausgewogeneren Markt für den Straßengüterverkehr geführt. Das Verhältnis von Ladung zu Lkw, das die Anzahl der Ladungen für jeden in den Alpega-Frachtenbörsen aufgeführten Lkw misst, nähert sich sowohl auf internationalen als auch auf inländischen Strecken dem Wert 1,0. Derzeit liegt er noch unter 1, was auf Überkapazitäten hindeutet, aber, wenn sich diese Lücke schließt, könnten die Spotraten steigen.

Die Verlader erhöhen ihr vertraglich vereinbartes Versandvolumen.
Angesichts der derzeit günstigen Bedingungen schließen die Verlader einen größeren Teil ihres gesamten Frachtvolumens vertraglich ab, um ihre Abhängigkeit vom Spotmarkt zu verringern, sich günstige Tarife zu sichern und potenzielle Störungen zu vermeiden.

Die Nachfrage nach Kühltransportern ist gestiegen.
Mehrere Faktoren tragen zur erhöhten Nachfrage bei, darunter das Wachstum in den Segmenten Pharmazie und Online-Lebensmittelhandel (beide transportieren Produkte, die während des Transports kühl gehalten werden müssen), eine erhöhte Sensibilisierung bezüglich Lebensmittelsicherheit- und -qualität sowie der wachsende Welthandel.
Zusammengenommen bedeuten diese Faktoren, dass auf dem Spotmarkt weniger Kühlfrachtkapazitäten zur Verfügung stehen, was zu regionalen Laderaumengpässen führen kann.

Fünf Reaktionen auf eine volatile Märkte
Trotz der relativ positiven Marktlage sollten sich die Verlader in Europa nicht zurücklehnen. Der Markt bleibt fragmentiert, mit rund 1,2 Millionen aktiven Unternehmen, von denen die große Mehrheit weniger als fünf Lkw betreiben. Auch der Fahrermangel ist ein Problem, denn in Europa sind mehr als 220.000 Stellen unbesetzt (und die Fluktuation unter den derzeitigen Fahrern ist hoch).
Streiks und geopolitische Konflikte, unausgewogene Transportrouten, die zu erheblichen Leerkilometern führen, und auch verzögerte und teure umweltfreundliche Lösungen stellen die globalen und regionalen Lieferketten auf den Kopf. Weitere Herausforderungen werden mit Sicherheit folgen.
Unter diesen Bedingungen empfehlen die Autoren des Reports Verladern im Straßengüterverkehr, die folgenden fünf Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Leistung in der Lieferkette zu verbessern:

  • Nutzung moderner Analytik, einschließlich generativer KI, um Angebot und Nachfrage präziser vorherzusagen.
  • Echtzeit-Überwachen von Schifffahrtskapazitäten und -tarifen, um Chancen und potenzielle Risiken durch regionale Lieferkettenunterbrechungen zu erkennen.
  • Frühzeitige Vertragsverhandlungen mit Straßengütertransportunternehmen zur Sicherung günstiger Frachtraten.
  • Strategische Planung und flexible Verhandlungen, um Kapazitätsrisiken zu managen und Marktungleichgewichte durch Störungen auszunutzen.
  • Effizienz der Ladungen durch intelligente Routenplanung und Ladungskonsolidierung erhöhen, um die Lkw-Kapazität zu maximieren.

Fazit
Der europäische Güterverkehrsmarkt ist eine Herausforderung, aber Verlader, die die zugrunde liegende Dynamik in der Branche verstehen, können gezielte Maßnahmen ergreifen, um aufkommende Probleme zu entschärfen – heute und in Zukunft, so die Studien-Autoren.


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