„Der Wassertransport muss sich für den Kunden rechnen – aber auch für uns, weil wir nicht zu jedem Preis fahren können“, stellt Jedlicka klar. (Foto: Privat)
Seit fünf Jahren führt Peter Jedlicka seine Multinaut Donaulogistik wieder in Eigenregie. Nach zwölf Jahren unter dem Dach der Imperial-Gruppe ist das Unternehmen zurück auf Kurs – und das mit Erfolg. „Diese fünf Jahre nach 12 Jahren Beteiligung der Imperial-Gruppe sind für uns gut gelaufen und wir sind mit dem Geschäftsgang zufrieden“, sagt der erfahrene Logistiker. Von seinem Büro am Wiener Handelskai blickt Jedlicka direkt auf die Donau, seinen Hauptverkehrsträger. Mit dem Fernglas beobachtet er ein vorbeiziehendes Güterschiff – Alltag im Leben eines Mannes, der das Wasser seit Jahrzehnten kennt. 2023 transportierte Multinaut rund 700.000 Tonnen Fracht über die Wasserstraße – vom Rhein bis zur Mündung der Donau ins Schwarze Meer. Doch das Umfeld bleibt herausfordernd: Der Krieg in der Ukraine hat die Verkehrsströme auf der östlichen Donau erheblich verändert. „Volumina, die bis zum Kriegsbeginn über die östliche Donau kamen, sind jetzt nicht mehr vorhanden oder fanden neue Wege“, erklärt Jedlicka.
Maßgeschneidert und maritim
Multinaut arbeitet mit derzeit zwölf Partikulierschiffern zusammen. Diese bringen ihre eigenen Schiffe ein, für die das Unternehmen passende Fracht akquiriert und die Logistik organisiert. „Für Technik und operativen Ablauf sind die Partikuliere verantwortlich“, beschreibt Jedlicka das Modell, das für alle Beteiligten flexibel und wirtschaftlich ist.
Doch Multinaut denkt multimodal: Mit Speditionskonzession ausgestattet, bietet das Unternehmen auch landseitige Vor- und Nachläufe sowie Seeverladungen an – maßgeschneidert über ein Netzwerk langjähriger Partner. Die Schiffe, meist mit 800 bis 2.000 Tonnen Kapazität, befördern Massengüter wie Getreide, Düngemittel oder Futtermittel. Auch Projektladungen oder Schwerguttransporte werden abgewickelt.
Für Kunden und Klima
Die Vorteile der Eigenständigkeit sind spürbar. Entscheidungen fallen schneller, Anpassungen an kurzfristige Änderungen sind leichter umsetzbar. „Das kommt uns sehr entgegen“, sagt Jedlicka. Denn die Binnenschifffahrt bleibt ein Geschäft voller Unwägbarkeiten. Planung ist gut – aber Flexibilität ist besser.
Zu den Kunden von Multinaut zählen internationale Handelsunternehmen, Produzenten und Spediteure. Letztere würden aus Jedlickas Sicht gut daran tun, die Binnenschifffahrt bei ihren Transportketten häufiger einzubeziehen. Die Vorteile liegen auf der Hand: große Volumina, niedriger CO₂-Ausstoß, gute Planbarkeit – zumindest, wenn Pegel und Politik mitspielen. Jedlicka kennt aber die Realität: Der Preis ist oft das entscheidende Kriterium. „Der Wassertransport muss sich für den Kunden rechnen – aber auch für uns, weil wir nicht zu jedem Preis fahren können“, stellt er klar. Diese Ehrlichkeit gehört zur DNA des Unternehmens.
Seit 1978 ist Jedlicka in der Logistik tätig, als Lehrling bei Schenker in Wien gestartet. Heute ist er eine feste Größe in der Branche – einer, der Binnenschifffahrt nicht nur managt, sondern lebt. Und einer, der sich von bloßen Lippenbekenntnissen der Politik nicht blenden lässt.
Mehr Mut zur Verlagerung
Jedlicka fordert konkrete politische Unterstützung – etwa beim heiklen Thema Niederwasserzuschlag: „Würde sich die öffentliche Hand dafür zugänglich zeigen, könnte man der Verlagerung auf das Wasser wertvolle Hilfestellung leisten.“ Viel wird über Binnenschifffahrt gesprochen, doch zu wenig umgesetzt.
Dennoch bleibt der Unternehmer optimistisch: „Wir haben 30 Jahre gute Arbeit geleistet und werden das auch weiterhin so praktizieren.“ Jedlicka steht sinnbildlich für eine Branche, die viel Potenzial hat – wenn man sie denn lässt.