Rolf Hadolt (links) mit seinem Sohn Felix, der in die Fußstapfen seines Vaters treten möchte. (Foto: Hadolt / Oliver Wolf)
Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu investieren – das ist die Philosophie von Rolf Hadolt, Geschäftsführer und Eigentümer der steirischen Hadolt-Gruppe mit Sitz in Kalsdorf bei Graz. Der Unternehmer investiert 18 Millionen Euro, um unweit des aktuellen Firmenstandorts eine neue Firmenzentrale zu errichten. Ab Ende 2026 sollen dort alle fünf Unternehmen der Gruppe unter einem Dach vereint werden.
Auf einem 25.000 Quadratmeter großen Grundstück entsteht eine 10.000 Quadratmeter große Cross-Docking- und Lagerhalle sowie 3.000 Quadratmeter Büroflächen und eine firmeneigene Lkw-Werkstatt. In der neuen Immobilie werden künftig die Firmen Global Air & Sea, HRE-Immobilien, Hadolt Transport Logistik, I-log und Go Express + Logistik untergebracht. Letztere spielt dabei eine führende Rolle im Overnight- und Expressgeschäft. Der bisherige Standort, der im großen Ausmaß energieautark arbeitet, bleibt bestehen und wird an potenzielle Mieter vermietet. „Ich halte es für sinnvoll, gerade in Krisenzeiten zu investieren und so Kapazitäten für die Zukunft zu schaffen“, betont Hadolt.
Erfolgsfaktoren und Expansion in Südosteuropa
Hadolt sieht derzeit eine hohe Investitionsbereitschaft seitens der Banken für Projekte dieser Art. Auch Baufirmen zeigen großes Interesse, ihre Ressourcen in einem wirtschaftlich unsicheren Umfeld sinnvoll einzusetzen. Denn für Hadolt steht fest: „Wir haben derzeit eine Krisenstimmung.“ Trotz dieser Unsicherheit verlief das vergangene Jahr für die Hadolt-Gruppe jedoch erfreulich. Mit rund 270 Mitarbeitern in Österreich, Kroatien und Slowenien wurde ein Umsatz von 62 Millionen Euro erzielt – drei Millionen mehr als im Vorjahr.
Besonders der Bereich Air & Sea, also das Luft- und Seefrachtgeschäft, sowie die Niederlassung in Klagenfurt trugen zum Erfolg bei. Zusammen mit den Standorten in Slowenien und Kroatien positioniert sich die Hadolt-Gruppe als bedeutender Logistikanbieter in Südösterreich und den benachbarten Ländern. „Wir haben gute Produkte und sind Teil des europäischen Stückgutnetzwerks OSL Online System Logistik“, so Hadolt. In den letzten Jahren wurde das Luft- und Seefrachtgeschäft gezielt ausgebaut, und die weltweiten Kooperationen zeigen bereits ihre positiven Auswirkungen.
Nachhaltigkeit als Bestandteil der Expansion
Expansion bedeutet für Hadolt auch Innovation und Nachhaltigkeit. In der neuen Firmenzentrale werden moderne, umweltgerechte Bauweisen berücksichtigt, und auf dem aktuellen Firmenstandort sorgt eine leistungsstarke Photovoltaikanlage für die Eigenversorgung mit Energie. Der Fuhrpark umfasst 180 eigene Lkw unterschiedlicher Größen, die größtenteils mit dem umweltfreundlicheren Treibstoff HVO100 betankt werden. Zudem läuft gemeinsam mit dem Unternehmen Human Technologie ein Forschungsprojekt, das alternative Treibstoffe für den Lkw-Verkehr untersucht.
Politische Forderungen für die Zukunft
Wenn Hadolt über die Politik spricht, wird seine Stimme spürbar emotionaler. Er kann nicht nachvollziehen, warum Studierende in Österreich zahlreiche öffentliche Förderungen erhalten, während Lehrlinge häufig leer ausgehen. „Wir müssen den Lehrberuf politisch aufwerten, und es wäre gut und wichtig, dass der Staat die Lehrlingsausbildung auch finanziell unterstützt.“ Hadolt verweist darauf, dass die Ausbildung eines Studenten die öffentliche Hand rund 100.000 Euro kostet, während Lehrlinge keinerlei explizite Unterstützung erhalten. Die Speditionswirtschaft leide unter einem akuten Fachkräftemangel. „Mit gezielter Lehrlingsförderung könnte man sicherlich mehr junge Menschen zu einer Ausbildung motivieren“, ist Hadolt überzeugt, der die Politik zum Handeln auffordert. Auch die Ausbildung von Lkw-Fahrern liegt ihm am Herzen. Hadolt fordert, dass der Staat den Erwerb des C-Führerscheins für angehende Lkw-Fahrer finanziell unterstützt, um mehr Fahrer auf den Arbeitsmarkt zu bringen. Seit Jahren bildet Hadolt jährlich zwei bis drei Lehrlinge aus und sieht in der Ausbildung von Fachkräften eine der größten Herausforderungen der Branche.