Silvia Fahrner und ihr Gatte Peter (re.) führen das Unternehmen seit Jahren erfolgreich. Die Geheimzutat ist zweifellos die familiäre Struktur der Firma. (Foto: WKO / Lunghammer)
Was sind die entscheidenden Faktoren für den Erfolg Ihres Unternehmens?
Ein zentraler Erfolgsfaktor ist die familiäre Struktur. Familienmitglieder waren und sind die tragenden Säulen unseres Betriebs. Im Privatleben kann diese Konstellation manchmal herausfordernd sein – für die Firma ist sie jedoch ein echter Vorteil. Generell gilt: Durch eigenen Arbeitseifer sollte der Personalstand schlank gehalten werden. Das ermöglicht uns, finanzielle Reserven aufzubauen und flexibel zu bleiben.
Ein weiterer Garant für unseren Erfolg ist der Mut zur Veränderung. Es ist entscheidend, Trends frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren. Ebenso wichtig ist es, die Kostenstruktur im Griff zu haben und die Unternehmenszahlen genau zu kennen. Persönliche Weiterentwicklung und eine starke Resilienz sind unerlässlich, um die Herausforderungen zu meistern.
Sie haben sich gegen eine Fahrzeugfinanzierung auf Kredit entschieden. Hat dies zur Krisensicherheit beigetragen?
Die Finanzierung aus dem laufenden Cashflow bedeutete viele Jahre finanziellen Verzicht – am Ende hat es sich jedoch gelohnt! Unsere Firma wurde von den Geschwistern Elisabeth und Peter Fahrner mit Schulden übernommen. Es wurde hart gearbeitet, um diese Last abzubauen. Der Ankauf von gebrauchten Lkw und Reparaturen in der eigenen Werkstatt, bis genügend Kapital für Neufahrzeuge vorhanden war, hat sich ausgezahlt.
„Krisensicherheit“ gibt es für Unternehmen nicht – man weiß nie, was morgen kommt: politische Veränderungen, Naturkatastrophen, ein schwerer Unfall oder ein Diebstahl könnten existenzbedrohend sein. Wer auf solche Szenarien nicht vorbereitet ist, riskiert sein Geschäft.
Die eigentliche Frage lautet: Wie gut ist man vorbereitet und wie professionell reagiert man in der Krise? Langjährige Erfahrung und eine konstruktive Fehlerkultur sind dabei essenziell.
Wie reagieren Sie auf Krisen oder Marktveränderungen?
Ein Beispiel aus der Vergangenheit zeigt, wie wichtig Flexibilität ist: Ein Kunde rief an einem Freitagnachmittag an – die Disposition für Montag war bereits abgeschlossen, alle Fahrer hatten ihre Touren. Dennoch benötigte der Kunde 25 Lkw am Montagmorgen im Hafen Gioia Tauro.
Unsere Disposition reagierte sofort, arbeitete bis spät in die Nacht und stellte die gesamte Planung um. Am Montag stand die halbe Flotte pünktlich im italienischen Hafen, um die Ware rechtzeitig abzuholen – eine verspätete Lieferung hätte Vertragsstrafen nach sich gezogen.
Für diesen Service, unsere Verlässlichkeit und Qualität sind wir bekannt. Eine gute Disposition ist entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg. Doch gute Disponenten sind rar – es ist ein anspruchsvoller Job, der hohe Kompetenz und Engagement erfordert.
Sie haben eine Software entwickeln lassen, um die Kommunikation mit einem Großkunden zu optimieren. Welche Vorteile hat das gebracht?
Mit steigendem Geschäftsvolumen wuchs die Bürokratie enorm. Das Controlling litt, und die Fehleranfälligkeit nahm zu. Wir mussten reagieren. Die eigens entwickelte Software hat die gesamte Prozesskette optimiert. Heute arbeiten alle Beteiligten mit dem System – die Abläufe sind effizienter, die Fehlerquote geringer. Wir haben auch für unser Automotive-Geschäft und unsere KEP-Dienste eigene Lösungen entwickelt, um die Abläufe zu verbessern.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen beim Thema Work-Life-Balance?
Viele junge Menschen möchten weniger arbeiten, um mehr Freizeit zu genießen. Unser Wohlstand basiert aber auf harter Arbeit. Höhere Kosten für weniger Leistung – das ist langfristig nicht tragbar.
Wir versuchen, gemeinsam mit unseren Mitarbeitern Lösungen zu finden und bieten z.B. unseren Fahrern eine sechste Urlaubswoche, zusätzliche soziale Zuwendungen und flexible Arbeitszeitmodelle mit der Wahl zwischen zwei Schichten an. Einige Mitarbeiter möchten mehr arbeiten, um schneller ein Eigenheim zu finanzieren – wir geben ihnen diese Möglichkeit.