(Screenshot: Verkehr)
Blickt Peter Jedlicka in Richtung Rhein kommt bei ihm als Binnenschiffer Freude auf. Dort ist es in der Regel das ganz Jahr möglich, die Schiffe auf 2,6 Meter abzuladen. Auf der Donau gibt es diese Sicherheit nicht und die Abladetiefe liegt bei 2,4 Meter, was häufig keine optimale Auslastung der Schiffe möglich macht. Allerdings ist die österreichische Donau an 350 Tagen im Jahr gut befahrbar.
Auf der östlichen Donau unterwegs
Besonders schwierig ist es für die Binnenschiffer in Rumänien und Bulgarien, wo die Abladetiefe weit von den Verhältnissen auf dem Rhein entfernt ist. Dabei ist die Abladetiefe das Maß aller Dinge, weil davon nicht zuletzt die Preisbildung für die Fracht abhängt, weiß Peter Jedlicka, Geschäftsführer von Multinaut Donaulogistik in Wien. Er kennt das Binnenschiffgeschäft seit nunmehr 32 Jahren und ist an der Multinaut mit zehn Prozent beteiligt, den Rest hält die Imperial Gruppe über die Imperial Austria die wiederum zu 49 Prozent an der bulgarischen Binnenschifffahrtsgesellschaft Rubiships beteiligt ist.
Die Verflechtung mit diesem Unternehmen hat seinen guten Grund: Multinaut ist mit seinen Schiffen auf der östlichen Donau zwischen Konstanza und Österreich unterwegs und agiert hier als Organisator von Haus-Haus-Transporten mit dem starken Zwischenglied Binnenschifffahrt. Jedlicka und sein Team haben im Vorjahr an die 1,6 Mio. Tonnen transporttechnisch betreut und damit 25 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet.
Positive Bilanz
Die Bilanz über das vergangene Jahr ist eine positive, auch wenn es in Westeuropa beim Schiffsraum Überkapazitäten gibt. Die Preise blieben bislang aber stabil. Jedlicka bedauert, dass dem Gütertransport auf Binnenwasserwegen nicht jene Aufmerksameit geschenkt wird, die sie eigentlich verdienten. 40 Schiffe, meist Partikulierer, befrachtet Multinaut, davon fahren zehn primär auf der östlichen Donau Richtung Schwarzes Meer.
„Die Donau mehr für Gütertransporte und somit im Kombinierten Verkehr verschiedener Verkehrsträger zu nutzen ist ein Gewinn für Verlader, Binnenschiffer und natürlich auch für die Verkehrspolitik“, ist Jedlicka überzeugt. Jeder investierte Euro in den Ausbau und Erhaltung beispielsweise der Donau komme wieder zurück. Die Donau ist von Österreich ostgehend eher bescheiden ausgelastet, gerade mal zehn Prozent der vorhandenen Kapazität wird genutzt. Während in Österreich durchaus ernsthaft in Erhaltung und Ausbau der Donau investiert wird, ist dieses Bemühen in Ungarn, Rumänien oder Bulgarien kaum auszumachen. Diese Länder haben, wie selbst zugeben, nicht ausreichend Geld für die Schiffbarhaltung der Donau aufzuwenden.
100.000 Tonnen Getreide
Dabei eignet sich der Wasserweg gut für das Abfahren von Getreide, Rohstoffen, Massengütern etc. „Die Binnenschiffe sind fahrende Lagerhäuser“ und die Wirtschaftlichkeit steigt je besser die Schiffe ausgelastet sind. Derzeit disponiert Multinaut die Frachten für ihre Kunden zu 80 Prozent in Richtung Westeuropa, 20 Prozent macht das Volumen gen Osten aus. Jedlicka möchte gern auf eine Balance von 50 : 50 kommen.
Im Westverkehr schwimmt die Ladung beispielsweise bis nach Rotterdam, Weiterleitungen über die Nordsee nach England ist von dort kein Problem und wird von Wien aus auf Kundenwunsch organisiert. Neben dem traditionellen Massengutgeschäft verdient das Unternehmen auch mit dem Projektgeschäft, das rund zehn Prozent des Volumens ausmacht.
Um die Schiffe bestmöglich auszulasten bemüht man sich um Ladungskombinationen. Soll heißen: Schon ab 300 Tonnen sollte man das Binnenschiff als Teil der Transportkette einplanen, plädiert Jedlicka. „Ab dieser Tonnage beginnt sich für den Verlader der Schiffstransport zu rechnen.“ Auf den von Multinaut befrachteten Schiffen schwimmen pro Jahr beispielsweise rund 100.000 Tonnen Getreide von Ungarn nach Konstanza.
Ein Hinweis: Aktuelle Neuheiten und Trends aus der Welt des Kombinierten Verkehrs lesen Sie in der aktuellen "Verkehr"-Ausgabe, Nr. 9 vom 21. Februar 2014.