„Bis 2030 wollen wir die Kapazität des Containerterminals auf 1,8 Millionen TEU steigern“, sagt Šik. (Foto: Luka Koper)
Der Hafen Koper hat 2024 den Ausbau seines Containerterminals mit einem 326 Meter langen Quai und 70.000 m² zusätzlicher Lagerfläche gestartet. Wie wird dieses 153 Millionen Euro schwere Projekt die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens stärken?
Dieser Ausbau ermöglicht es uns, gleichzeitig zwei Großcontainerschiffe zu bedienen – das ist sicherlich der größte Durchbruch in der Entwicklung unseres Containerterminals. Die Schifffahrtsgesellschaften tendieren dazu, immer größere Schiffe zu bauen, um von den Skaleneffekten zu profitieren. Direkte Verbindungen sind kostengünstiger und zeitsparender, sodass wir in Zukunft mit einer Zunahme der Zahl dieser Großcontainerschiffe rechnen können. Dieses Projekt ist zudem in Verbindung mit dem Bau des zweiten Gleises von Divača nach Koper von Bedeutung, das 2026 abgeschlossen sein soll und die Kapazität der Eisenbahnverbindung des Hafens mit dem Hinterland erheblich erhöhen wird.
Der Ausbau des Pier I (des Containerterminals) hat bereits begonnen, und der Quai wird 2027 fertiggestellt sein. Bis 2030 sind viele weitere Erweiterungen geplant, mit dem Ziel, die jährliche Kapazität auf 1,8 Millionen TEU zu steigern.
Welche Rolle spielen IoT-Lösungen und digitale Zwillinge im neuen Terminalausbauprojekt, um die Umschlagzeiten weiter zu
optimieren?
Wir passen die Entwicklung unserer Informationssysteme an die Bedürfnisse unserer Kunden und den Betrieb des Hafens an. Dabei legen wir großen Wert auf Cybersicherheit und verhindern Angriffe, die den Betrieb des Unternehmens gefährden könnten. Zu unseren Neuerungen gehört unter anderem ein System zur intelligenten Personalplanung, ein Algorithmus für prädiktive Modelle zur Bestimmung des Transporttyps (für eingehende Ladungen), eine Webplattform und eine mobile Anwendung für ein fortschrittliches Lagerverwaltungssystem sowie ein Virtual-Reality-Simulator. In den kommenden Jahren wird unser Fokus vor allem auf dem Smart-Port-Konzept liegen, das mehrere Projekte im Bereich der Digitalisierung und Automatisierung umfasst.
Die zweite Bahnlinie Divača–Koper soll bis 2026 fertig sein. Was bedeutet das konkret für die Kapazitäten im Verkehr mit Österreich?
Nach der Fertigstellung der zweiten Strecke im ersten Quartal 2026 wird die Kapazität der bestehenden Linie zusammen mit der Kapazität der neuen Strecke von derzeit 90 Zügen pro Tag auf 212 Züge pro Tag steigen, was 36,9 Millionen Tonnen pro Jahr entspricht. Darüber hinaus haben die administrativen Verfahren für den Bau eines parallelen linken Gleises bereits begonnen. Tatsächlich wurde bereits 61 Prozent des parallelen linken Gleises während des Baus der drei längsten Tunnel gebaut.
Es ist wichtig zu betonen, dass Slowenien intensiv sein gesamtes Eisenbahnnetz modernisiert. In diesem Jahr werden allein 627 Millionen Euro für die Eisenbahninfrastruktur bereitgestellt, im kommenden Jahr werden es etwas weniger als 765 Millionen Euro sein. Bis 2027 werden die wichtigsten Eisenbahnkorridore durch Slowenien renoviert, elektrifiziert und größtenteils zweigleisig ausgebaut.
Trotz eines Rekorddurchsatzes von 1,13 Millionen TEU im Jahr 2024 ist der Fahrzeugumschlag um drei Prozent gesunken. Wie erklären Sie diese Diskrepanz, und welche Gegenmaßnahmen plant der Hafen?
Angesichts der unsicheren Lage im Jahr 2024, sowohl auf den Seehandelsrouten als auch im Automobilsektor allgemein, sind wir mit den erzielten Ergebnissen zufrieden. 2024 kam es zu einer Diversifizierung der Überseeziele, die aus/nach Koper bedient wurden. Wir verzeichneten 2024 mehr Ro-Ro-Transporte, wie Lkw, schwere Maschinen und Spezialgeräte. Die Nachfrage nach Fahrzeug-umschlägen bleibt jedoch weiterhin hoch. Koper ist der viertgrößte Hafen für Fahrzeuge in Europa hinsichtlich des jährlichen Umschlags. Wir verfügen über 45.000 Stellplätze für Autos, von denen 10.000 in einer Garage untergebracht sind. In Koper bearbeiten wir etwa 50 Automarken. Der Import und Export von Fahrzeugen ist ausgewogen. Wir gewinnen neue Kunden, insbesondere Hersteller von Elektrofahrzeugen. Daher machen wir uns keine Sorgen um die Zukunft. Aus diesem Grund starten wir auch eine Ausschreibung für den Bau einer weiteren Garage mit Platz für 12.000 Autos.
Der Hafen Koper strebt an, bis 2050 CO₂-neutral zu werden. Welche konkreten Maßnahmen (z. B. Landstromversorgung, elektrische Lkw-Flotte) setzen Sie derzeit um?
Allein in diesem Jahr werden wir 39 Millionen Euro für die grüne Transformation bereitstellen. Wir können jetzt 4.900 MWh Strom aus Photovoltaikanlagen auf den Dächern unserer Lagerhallen erzeugen. Das entspricht etwa 15 Prozent unseres Verbrauchs. Bis 2030 werden wir in der Lage sein, insgesamt 10,5 MW Strom zu produzieren, was etwa ein Viertel unseres Verbrauchs zu diesem Zeitpunkt ausmachen wird. Bis Ende 2029 werden wir die Hafeninfrastruktur für „Cold Ironing“ aufrüsten, das Verfahren, bei dem Schiffe an der Pier mit Landstrom versorgt werden, während ihre Hauptmaschinen abgeschaltet sind. Wir werden elektrische Anschlüsse nur für Container- und Passagierschiffe bereitstellen. Dies wird auch den Lärmpegel, den die Schiffe verursachen, senken. Ein hoher Anteil der Maschinen und Kräne im Hafen wird bereits mit Strom betrieben, und wir werden unsere gesamte Flotte von Maschinen und Arbeitsfahrzeugen schrittweise elektrifizieren.
Seit Herbst 2024 sind Sie der neue Vertreter für Österreich und Ungarn. Wie sehen Sie Ihre Rolle und welche Ziele möchten Sie erreichen?
Österreich und Ungarn sind die beiden größten und wichtigsten Märkte des Hafens Koper. Wir sind seit einem halben Jahrhundert in diesen beiden Märkten tätig. In dieser Zeit haben wir exzellente Geschäfts- und freundschaftliche Kontakte zu unseren Partnern aufgebaut. Koper ist in Österreich der erste Hafen hinsichtlich des Volumens an Überseegüterumschlägen. In Ungarn haben wir den größten Marktanteil im Bereich Container. Dennoch sehen wir noch viele Möglichkeiten, unsere Präsenz in diesen beiden Märkten weiter auszubauen. Deshalb haben wir auch alle Investitionen in den Hafen getätigt, über die wir bereits gesprochen haben. Und deshalb investiert Slowenien so viel in die Modernisierung des slowenischen Eisenbahnnetzes. Unsere Mission ist ganz einfach: Wir wollen den besten Hafen und Logistikdienstleistungen sowie die beste Infrastruktur bieten, um noch mehr Schiffs- und Bahnverbindungen anzuziehen.