Der europäische Eisenbahnmarkt zeigt sich im Wandel. | © Maxim Tolchinskiy/Unsplash
Das geht aus dem aktuellen, nunmehr 13. Market Monitoring Report hervor, den die Independent Regulators‘ Group – Rail (IRG-Rail) veröffentlicht hat. Der jährlich erscheinende Bericht liefert umfassende Einblicke in zentrale Entwicklungen im europäischen Schienenverkehr – von Infrastruktur über Marktteilnehmer bis zu Finanzkennzahlen.
Personenverkehr: Österreich EU-weiter Spitzenreiter
Mit einem europaweiten Wachstum von 12 % gegenüber dem Vorjahr überschritt der Personenverkehr 2023 erstmals wieder das Vorkrisenniveau von 2019. Sowohl öffentlich bestellte Verkehre als auch kommerzielle Angebote trugen dazu bei. Trotz anhaltender Inflation – im Schnitt 7 % in den IRG-Rail-Mitgliedsländern – blieb die Bahn für viele Fahrgäste attraktiv.
Die Spitzenwerte im europäischen Vergleich kommen erneut aus der Schweiz. Innerhalb der EU liegt Österreich mit 1.597 gefahrenen Personenkilometern pro Kopf auf Platz eins, gefolgt von Frankreich (1.542 km) und Schweden (1.261 km). Besonders bemerkenswert: Österreich übertraf damit seinen bisherigen Bestwert aus 2019 (1.507 km) deutlich.
Güterverkehr rückläufig – internationaler Anteil historisch niedrig
Anders stellt sich die Entwicklung im Schienengütertransport dar: Die Verkehrsleistung sank europaweit um 8 %, wobei der grenzüberschreitende Verkehr mit einem Rückgang von 13 % besonders betroffen war. Der Anteil des internationalen Gütertransports erreichte mit 48 % einen historischen Tiefstand.
Infrastruktur- und Energiekosten: Belastungen mit Auswirkungen
Auch die Kostenstruktur im Schienenverkehr veränderte sich 2023 spürbar. Trassenpreise entwickelten sich divergierend: Im Personenverkehr stiegen sie, während sie im Güterbereich zurückgingen. Diese Entwicklung spiegelt laut IRG-Rail die schwächere Nachfrage im Gütersegment wider.
Die Investitionen der Infrastrukturbetreiber in Erhalt und Erneuerung legten im Schnitt um 19 % pro Streckenkilometer zu, wobei der Fokus auf Modernisierungen lag. Gleichzeitig beeinflusste die Energiepreisentwicklung das betriebswirtschaftliche Ergebnis vieler Bahnbetreiber: Während Dieselpreise um 19 % sanken, stiegen die Stromkosten im selben Ausmaß.
Umsätze: Anstieg trotz Herausforderungen
Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten konnten viele europäische Eisenbahnunternehmen ihre Umsätze im Personenverkehr steigern – im Schnitt um 9 % gegenüber 2022, inflationsbereinigt sogar um 13 % über dem Vorkrisenwert von 2019. Auch im Güterverkehr legte der Umsatz leicht zu – trotz sinkender Transportmengen, was vor allem auf Preiserhöhungen zurückgeführt werden kann.
IRG-Rail: Einheitlicher europäischer Bahnmarkt im Fokus
Seit der Gründung im Jahr 2011 versteht sich IRG-Rail als zentrale Plattform der europäischen Eisenbahnregulierungsbehörden. Das Netzwerk, dem mittlerweile 31 Länder angehören, strebt eine stärkere behördliche Zusammenarbeit und die Schaffung eines einheitlichen, wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Eisenbahnmarkts in Europa an.