Ariton Pema plant die Logistik von wichtigen Kulturevents in Österreich: „Am Donnerstag ist Opernball, am Freitag beginnt der Abbau und bis Sonntag steht wieder alles bei uns.“ (Foto: Barbara Vogel / ART for ART)
Text: Susanne Mayer
Mein Einstieg in die Eventlogistik hatte wenig mit Planung zu tun. Es war eher ein Zufall, dass ich bei Art for Art gelandet bin und heute Verantwortung für die Logistik einiger der bedeutendsten Theaterhäuser Wiens trage.
Meine ersten Arbeitsjahre habe ich in der Türkei, Ägypten und Fuerteventura verbracht – als Animateur in Urlaubsclubs. Da habe ich zwar die Bühne kennengelernt, stand aber öfter auf ihr, als sie aufzubauen. Der Wechsel zu Art for Art war dementsprechend ein Sprung ins kalte Wasser.
Stress on stage – und dahinter
Von Eventlogistik hatte ich, ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ich stellte mir vage Bühnenbauer vor, nicht das immense logistische Geflecht dahinter. Der Start war steil: Hohes Tempo, der ständige Druck, die unübersichtliche Menge an Material – es war eine große Umstellung, die mich anfangs ziemlich überforderte. Ich kannte die Abläufe nicht, die hinter dem Aufbau der Kulissen eines Events wie des Opernballs oder einer Musiktheateraufführung wie der Zauberflöte stecken. Die Fachbegriffe, die speziellen Anforderungen – alles war neu. Ich wusste nicht, wo was hingehört, wie man das alles schnell und effizient organisiert. Um eine Bühne von einem auf das nächste Stück umzubauen, hat man oft nur einen Tag Zeit. Gar nicht so leicht, wenn man weder die Namen der Stücke noch die Häuser, in denen sie spielen, kennt – ich selbst war kein großer Theaterkenner.



In Haringsee lagern Requisiten von Theater-, Ballet- und Opern-Aufführungen, die bei Bedarf zum Austragungsort transportiert werden. (Fotos: Barbara Vogel / ART for ART)
Kulissen auf über 78.000 Quadratmetern
Heute bin ich Teamleiter für den Lagerkomplex von Art for Art in Haringsee mit neun Hallen. Bei uns lagern Kulissen und Requisiten für Stücke, die nicht durchgehend gespielt werden, wie zum Beispiel die Zauberflöte oder die Fledermaus. Ich bin für die gesamte Transportlogistik zuständig, von der Planung und Organisation der Transporte mit firmeneigenen Lkw bis zur Lagerverwaltung. Bei einer Gesamtfläche von über 78.000 Quadratmetern hat man viel Platz, um etwas nicht sofort zu finden. Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist daher präzise Dokumentation, um den Überblick über die Bühnenbilder und Kostüme zu behalten und schnell auf kurzfristige Anfragen reagieren zu können. Wenn wir hinter den Kulissen etwas versemmeln, steht unter Umständen eine ganze Produktion still oder Proben können nicht reibungslos über die Bühne gehen. Dann müssen Regisseure und Schauspieler oder Sänger improvisieren, und wir legen ein paar extra Runden mit dem Transporter ein, um fehlende Teile so schnell wie möglich aus dem Lager zur Oper oder zum Burgtheater zu schaffen.
Bühnenreife Zusammenarbeit als A und O
In meinem Job arbeitet man nie allein, der Takt der Zusammenarbeit wird immer auch durch Abhängigkeiten voneinander angegeben: Der Tischler kann erst kommen, wenn der Maler da war. Und das muss organisiert werden. Wir bilden auch selbst Leute aus – von der Tapeziererin bis zum Metallverarbeiter, weil es immer gute Arbeitskräfte mit unterschiedlichem technischen Hintergrund braucht. Auch die enge Zusammenarbeit mit dem Werkstattleiter und dem Transportleiter ist unerlässlich. Mir gefällt das Gemeinsame an meinem Job. Mittlerweile fühlt es sich an wie eine Familie, ich arbeite mit Freunden zusammen. Außerdem kann man den Job ein Leben lang machen – Theater existieren hoffentlich noch sehr lange, und ohne Requisiten kommt man nicht aus.
Highlights – Opernball
Persönlich konnte ich viel aus meiner Arbeit mitnehmen. Ich hatte, wie gesagt, keinen Bezug zum Theater oder zur Oper. Heute erlebe ich die Proben mit, lerne ständig neue Menschen kennen und höre, worum es in den Stücken geht. Diese Verbindung zur Kunst und zu Kunstschaffenden ist etwas ganz Besonderes. Mein persönliches Highlight ist jedes Jahr der Opernball. Es ist beeindruckend, die Oper während einer Vorstellung zu sehen, und sie dann Stück für Stück in diesen riesigen Ballsaal mit Parkettboden und Logen umzubauen. Bis das herauskommt, was man aus dem Fernsehen kennt. Und erst das Tempo – am Donnerstag ist Opernball, am Freitag beginnt der Abbau und bis Sonntag steht alles wieder bei uns in Haringsee. Wer in dieser Branche arbeiten will, muss also gerne organisieren, gemeinsam körperlich anpacken und präzise arbeiten – dann ist die Eventlogistik ein Traumjob!


Bild rechts: Das Stiegenhaus aus der aktuellen Zauberflöte wurde in der hauseigenen Werkstätte gebaut und wiegt 17 Tonnen. (Fotos: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn)