Aufgrund der Preisentwicklung ist der sparsame Umgang mit Strom oberstes Gebot für einen Tiefkühllogistiker, erklärt Wilhelm Leithner, Geschäftsführer von TKL. (Foto: Diva Shukoor / Verkehr)
von Muhamed Beganović
Wie präsentiert sich aktuell das wirtschaftliche Umfeld in der Frischelogistik?
Die Lebensmittelbranche macht die in vielen anderen Wirtschaftszweigen auftretenden konjunkturellen Schwankungen nicht so mit – gegessen wird Gott sei Dank auch in wirtschaftlich nicht so rosigen Zeiten. Mit anderen Worten: Unser Business verläuft relativ normal und plangemäß.
Wie gehen Sie mit den steigenden Kosten und der Inflation um?
Die gestiegenen Kosten sind (leider) nie in dem eigentlich wünschenswerten Ausmaß an Kunden weiterzureichen. Das ist wiederum verständlich: Erwarten doch die Geschäftspartner von ihrem Logistikdienstleister – berechtigterweise – Produktivitätssteigerungen. Dazu braucht es aber Mitarbeiter, die Ideen und Innovationen in allen Bereichen entwickeln und diese dann auch in Resultate umsetzen. Das ist eine der elementarsten Voraussetzungen für erfolgreiches nachhaltiges Wirtschaften.
Wie lief das Geschäft für TKL 2024?
2024 ist in Summe zufriedenstellend verlaufen, obwohl die Fertigstellung und Inbetriebnahme unseres neuen Hochregallagers eine enorme zusätzliche Belastung für einen Großteil der Belegschaft waren. Es ging nicht ja nur darum, die neue Technik und die Prozesse kennenzulernen und zu beherrschen. Gleichzeitig mussten auch die Warenströme umgeleitet werden, und selbstverständlich durften die Kunden davon nichts merken – das heißt, die hohen Ansprüche an unseren straffen Lieferservice waren aufrecht zu halten.
Welche Kapazitäten haben Sie durch den Neubau für die Tiefkühl-Kommissionierung geschaffen?
Die neue Tiefkühlhalle ist mittlerweile in Vollbetrieb. Das neue Hochregallager hat ein Fassungsvermögen von 17.800 Paletten, und wir können ca. 1.500 Artikel kommissionieren. Der große Vorteil unseres Konzepts ist, dass wir sehr flexibel agieren können, den Personaleinsatz im Tiefkühlhaus minimiert haben und die Lagerung sowie die Kommissionierung in sehr kompakter Bauweise kombinieren konnten. Dadurch haben wir unsere Energiekosten spürbar reduziert!
Wie groß ist der Fuhrpark, mit dem Sie Waren durch ganz Österreich transportieren?
Wir betreiben zurzeit 140 eigene Einheiten mit eigenem Personal und zusätzlich ebenso viele Lkw mit ganzjährig eingesetzten Partnern. Besonders in den entfernteren Regionen haben diese natürlich den Vorteil des regional ansässigen Unternehmers.
Welche Trends oder Entwicklungen zeichnen sich aktuell in der Tiefkühllogistik ab?
Aufgrund der Strompreisentwicklung der letzten Jahre ist der sparsame Umgang mit dieser Ressource oberstes Gebot für einen Tiefkühllogistiker. Die strikte Einhaltung der Temperaturkette in der gesamten Supply Chain erfordert permanentes Tüfteln und Optimieren. Im Lager wie im Transportbereich geht es tagtäglich um die Fokussierung auf die Kostentreiber, um Konsequenz und Präzision bei der Ausführung jedes einzelnen Auftrags. Nachhaltiges Wirtschaften ist ja schon selbstverständlich geworden und es gibt immer wieder Möglichkeiten, um Ökologie und Ökonomie mit Erfolg zu vereinen.
Welchen politischen Handlungsbedarf sehen Sie mit Blick auf die neue österreichische Bundesregierung?
Für Logistiker ist bekanntlich alles, was mit der Infrastruktur zusammenhängt, von eminenter Bedeutung. Leider gab es aber im Infrastrukturministerium in der Vergangenheit alles andere als Kontinuität – diese gab es bloß was den häufigen Wechsel der zuständigen Minister und deren Schwerpunkte betraf. In diesem Feld gibt es dringenden Handlungsbedarf und es braucht vor allem ein Umdenken in manchen Grundeinstellungen, zum Beispiel was die Versorgung der Konsumenten mit Gütern des täglichen Bedarfs betrifft.
Ein ebenso wichtiger Punkt wäre ein pragmatischer und für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber gleichermaßen gewünschter und verständlicher Zugang zu den Themen Arbeitszeit, geringere Besteuerung von Überstunden, Beschäftigung von wertvollen älteren Mitarbeitern, Pensionsantrittsalter und viele Ansätze, die letztlich zu einer Reduktion der Lohn- und Gehaltskosten führen würden.