Wolfgang Riedl, Business Unit Manager Wood, Paper, Building Materials, Consumer Goods und Environmental Solutions bei der ÖBB RCG. (Foto: ÖBB / Scheiblecker)
von Muhamed Beganović
Die Rail Cargo Group (RCG) hat gemeinsam mit den Österreichischen Bundesforsten den Bahnlogistikprozess beim Holztransport digitalisiert. Könnten Sie erläutern, welche konkreten Vorteile diese Digitalisierung in Bezug auf Effizienz, Transparenz und Kosten mit sich bringt? Gibt es Pläne, die digitalen Lösungen auch international auszurollen oder bei anderen Partnern zu implementieren?
Die Digitalisierung bringt zahlreiche Vorteile mit sich: Durch die Automatisierung von Prozessen – von der Leerwagenbestellung über die digitale Frachtbrieferstellung bis hin zum Tracking und Tracing – konnten manuelle Übertragungsfehler minimiert und der Abstimmungsaufwand zwischen den Beteiligten erheblich reduziert werden. Dadurch wird der gesamte Transportprozess deutlich effizienter und schneller abgewickelt. Die Lösungen wurden kontinuierlich weiterentwickelt und stehen mittlerweile auch weiteren Kunden zur Verfügung.
Wie hat sich das Transportvolumen von Holz auf der Schiene seit der Digitalisierung entwickelt?
Die Transportvolumina unserer Partner bleiben meist stabil. Die Digitalisierung trägt primär zur Effizienzsteigerung bei, indem Abläufe optimiert, Fehler reduziert und Abstimmungsprozesse vereinfacht werden. Sie wird uns dabei helfen, schon bei der Verladung für eine effiziente Waggonauslastung zu sorgen und die relevanten Sicherheitsaspekte unmittelbar bei der Verladung sicherstellen zu können.
Neben Ganzzügen spielt auch der Einzelwagenverkehr eine Rolle im Holztransport. Wie stellt die RCG sicher, dass auch diese Kunden von effizienten und wirtschaftlichen Transportlösungen profitieren können? Gibt es hier spezielle Angebote oder Services?
Der Einzelwagenverkehr (EWV) spielt im österreichischen Holztransport eine zentrale Rolle und bietet auch kleineren Forstbetrieben einen niederschwelligen Zugang zur Schiene. Das flächendeckende Netzwerk von über 125 Bahnhöfen bzw. Holzverladestellen ermöglicht einen effizienten und nachhaltigen Holztransport – unabhängig von der Unternehmensgröße. Die RCG bekennt sich auch weiterhin zum Einzelwagenverkehr und stellt somit eine bestmögliche, flächendeckende Holzverladung in Österreich sicher.
Der Holztransport unterliegt saisonalen Schwankungen und ist oft von Witterungsbedingungen abhängig. Wie begegnet die RCG diesen Herausforderungen, um eine ganzjährige und zuverlässige Transportleistung zu gewährleisten? Welche Rolle spielen dabei flexible Logistikkonzepte und die Zusammenarbeit mit Partnern?
Die Holzbranche ist durch hohe Volatilität geprägt: Saisonale Schwankungen und extreme Witterungsbedingungen stellen uns regelmäßig vor Herausforderungen. Dank einer engen Zusammenarbeit mit unseren Kunden und einer vorausschauenden Wochen- und Monatsplanung gewährleisten wir eine ganzjährige, zuverlässige Transportleistung. Darüber hinaus setzen wir auf flexible Logistikkonzepte und strategische Partnerschaften, um kurzfristige Kapazitätsanpassungen und optimale Transportlösungen zu ermöglichen. Insbesondere in Ausnahmesituationen ist unser logistisches Können gefragt. Durch eine stabile Zusammenarbeit mit unseren Partnern und enge Kommunikation mit der verladenden Holzindustrie gelingt es, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und derartige Herausforderungen zu meistern.
„Saisonale Schwankungen und extreme Witterungsbedingungen
stellen uns regelmäßig vor Herausforderungen.“
Die RCG betont die ökologischen Vorteile des Bahntransports. Können Sie konkrete Zahlen nennen, wie viel CO2 durch den Holztransport auf der Schiene im Vergleich zum Lkw-Transport eingespart wird?
Der Holztransport auf der Schiene bietet viele ökologische Vorteile: Im Jahr 2023 konnten im Vergleich zum Straßentransport rund 121.856 Tonnen CO₂ eingespart werden.
Welche Herausforderungen sehen Sie bei der weiteren Verlagerung von Holztransporten von der Straße auf die Schiene und wie begegnen Sie diesen?
Die größten Herausforderungen bestehen in Bezug auf die Kosten, Lieferzeiten und Flexibilität. Kunden fordern zunehmend kürzere Bestellzyklen und kleinere Liefermengen, was die Planung und Kapazitätsbereitstellung erschwert. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, setzen wir unter anderem auf multimodale Logistiklösungen, die Straße und Schiene intelligent kombinieren – insbesondere bei Schnittholz und Pellets. Diese Ansätze ermöglichen es uns, die Vorteile beider Verkehrsträger zu nutzen und nachhaltige Wachstumschancen zu realisieren.
Die RCG bietet spezielle Waggons für den Holztransport an. Gibt es aktuelle Entwicklungen oder Innovationen im Bereich des Wagenequipments, um den Transport noch effizienter oder produktschonender zu gestalten?
Gemeinsam mit der verladenden Industrie und unseren Partnern arbeiten wir permanent an Verbesserungen und Innovationen im Wagenpark. Langfristige Partnerschaften helfen dabei, Investitionen rascher und nachhaltiger umzusetzen.