von Josef Müller
Wie präsentiert sich aktuell das wirtschaftliche Umfeld in der Frischelogistik?
Fritz Müller: Das wirtschaftliche Umfeld ist für uns als einer der großen Anbieter hierzulande anspruchsvoll und wir müssen uns in der Nach-Corona-Zeit den neuen Gegebenheiten anpassen. Während der Corona-Pandemie ging es darum, Kapazitäten verfügbar zu halten, dafür zu sorgen, dass die Menschen mit ausreichend Lebensmitteln versorgt werden. Jetzt sind wir mit einer geringeren Nachfrage konfrontiert und müssen uns um den Erhalt der Marktanteile kümmern. Die Preis- und Margenentwicklung ist überschaubar – wir hätten 2024 gern mehr erreicht, als unter den wirtschaftlichen Bedingungen möglich war. Wir als Unternehmer sind gefordert, unsere Hausaufgaben zu machen, um im scharfen Wettbewerb bestehen zu können. Doch es braucht auch politische Unterstützung, um wirtschaftlich leistungsfähig zu bleiben. Denn Faktum ist: Die Kosten sind höher als die erzielbaren Margen. Wenn ich von Hausaufgaben spreche, dann meine ich, dass wir natürlich im eigenen Haus alle Prozesse mit allen digitalen Möglichkeiten versuchen zu optimieren, um die hohen Kosten im Griff zu haben. Personalkosten sind so, wie sie sind, aber bei operativen Prozessen lassen sich immer noch viele Schrauben drehen. Und das tun wir konsequent und mit kaufmännischem Hausverstand. Bei dieser Gelegenheit ist mir wichtig anzumerken, dass wir sehr froh darüber sind, Christopher Müller zu Beginn dieses Jahres als Co-Geschäftsführer in unser Familienunternehmen aufgenommen zu haben. So kommen neue Ideen herein, gleichzeitig wird auch die Kontinuität des 66 Jahre alten Unternehmens Müller Transporte gewahrt. Er kam nicht deshalb ins Unternehmen, weil er aus der Familie stammt, sondern weil er dank seiner bisherigen beruflichen Erfahrung und internationalen Expertise der passende Kandidat für die Co-Geschäftsführung ist – so gesehen denke ich, dass wir die Nachfolgeregelung gut vollzogen haben.
Christoper Müller: Wir müssen Kostensteigerungen zur Kenntnis nehmen, und leider steigen die Margen nicht in dem Maße wie die Kosten. Ein Beispiel für Kostensteigerung ist die Lkw-Maut-Erhöhung zu Beginn dieses Jahres: Wir verhandeln bereits im Sommer mit unseren Kunden über Preise, und am 27. Dezember 2024 haben wir als Unternehmen von politischer Seite erfahren, wie hoch die Mauterhöhung für 2025 ausfallen wird, nämlich 12,5 Prozent. Das ist für uns Unternehmer eine große Zumutung – dazu können wir nur den Kopf schütteln.
Sind Lebensmittel-, Fleisch- und Frischelogistik bei Ihnen getrennte Bereiche mit jeweils speziellen Assets?
Christopher Müller: Im Unternehmensbereich Müller-frisch bieten wir Frischdienstlogistik und Feinverteilung für Lebensmittel aller Art. Wir transportieren die Waren von verschiedenen Produzenten aus ganz Europa in unsere drei Cross-Docking-Lager in Wiener Neudorf, Hörsching und Kalsdorf bei Graz, kommissionieren sie dort filialgerecht und bringen sie in den Lebensmittel-Einzelhandel in Österreich sowie angrenzende Länder. Ergänzend dazu bieten wir auch Lebensmittellogistik im B2C-Bereich. Als Assets halten wir dafür unsere drei genannten Lager sowie 300 Kühl-Lkw bereit.
Welche neuen Trends zeichnen sich in der Frischelogistik ab?
Christopher Müller: In der Lebensmittellogistik ist das Thema Nachhaltigkeit sehr aktuell, und wir betanken alle unsere im Frische-Service fahrenden Lkw mit HVO100 anstatt mit herkömmlichem Dieseltreibstoff. Man könnte sagen, dass man als Konsument mit gutem Gewissen in den Apfel beißen kann, weil dieser umweltbewusst transportiert wurde.
Fritz Müller: HVO100 kostet zwar mehr, aber wir verstehen dieses Investment in grünen Treibstoff als unseren wichtigen Beitrag zur Klima-Debatte. Wir fühlen uns für die Klima-Entwicklung mitverantwortlich und handeln dementsprechend.
Welchen politischen Handlungsbedarf sehen Sie mit Blick auf die neue österreichische Bundesregierung? Was muss dringend politisch thematisiert werden?
Fritz Müller: Wir brauchen endlich eine Entbürokratisierung. Gerade im Logistik-Bereich haben wir so viele Vorschriften, deren Einhaltung uns viel Zeit und Geld kostet und deren Notwendigkeit in Frage gestellt werden darf. Sie zermürben uns als Unternehmer. Daher lautet mein Appell an die neue Regierung, hier endlich die zahlreichen Regeln, wie beispielsweise Wochenend- und Nachtfahrverbote, Geschwindigkeitsbeschränkungen etc., kritisch zu hinterfragen, zu beseitigen oder zumindest zu reduzieren.
Christopher Müller: Kalkulierbare politische Rahmenbedingungen sind für uns sehr wichtig, damit wir im globalen Wettbewerb bestehen können. Das sollte die Politik zur Kenntnis nehmen. Eine Mauterhöhung knapp vor Jahresende für das nächste Jahr anzukündigen, ist schlichtweg inakzeptabel.
Wie ist 2024 wirtschaftlich für Müller Transporte gelaufen? Und welche Pläne haben Sie für 2025?
Fritz Müller: Das Geschäft war im Vorjahr immer noch stark vom Ukraine-Krieg beeinflusst, und wir sind, um ehrlich zu sein, mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden. Aber Märkte und die Wirtschaft sind so, wie sie sind, und wir konzentrieren uns auf Wachstum.
Christopher Müller: Wir wollen weiter wachsen, haben dabei aber stets den Anspruch auf höchste Transportqualität für unsere Kunden und letztlich auch für die Endkunden, also all jene Konsumenten, die die Lebensmittel frisch aus dem Regal nehmen. Im März werden wir in Kalsdorf einen neuen Standort in Betrieb nehmen.