Verlader, die es bis dahin nicht geschafft haben, sich als „Bekannter Versender“ zertifizieren zu lassen, müssen dann beim Versand ihre Luftfracht auf dem Flughafen einem akribischen Screening unterwerfen lassen: Erst wenn der Scanner grünes Licht gibt und feststeht, dass der Inhalt der Packstücke unbedenklich ist, darf die Fracht an Bord des Flugzeuges. Ist ein elektronisches Durchleuchten aus Materialgründen nicht möglich, so muss das Frachtstück händisch durchsucht werden. Das verursacht zusätzliche Kosten und kann den Versand dringender Sendungen zeitlich verzögern. Wer Bekannter Versender ist, erspart sich dieses Prozedere auf dem Airport und kann die Sendungen schneller durch den Airport schleusen.
Alles rechtzeitig unter Dach und Fach
So wollen es jedenfalls die neuen strengen Sicherheitsbestimmungen für den Luftfrachttransport. Dass es in Österreich nur ein Unternehmen gibt, das die Validierung zum Bekannten Versender durchführen darf, hat in der heimischen Transportwirtschaft wiederholt für Aufregung gesorgt und besonders die Spediteure auf den Plan gerufen, die erreichen wollten, dass neben der zur Quehenberger-Gruppe gehörige Sequrity auch noch andere Akteure Validierungen machen dürfen.
Doch weiter darüber zu streiten, lohnt sich nicht, zumal der 28. April als Deadline für die Validierung vor der Tür steht. Wie viele Anträge bei Sequrity seit dem Startschuss als Validierungsstelle gestellt worden sind, kann Wilhelm Schicho, Geschäftsführer von Sequrity, aus Datenschutzgründen gegenüber Verkehr nicht sagen.So viel aber doch: 40 Prozent der Anträge seien in der formellen Prüfung und so bis 28. April terminisiert; bei 20 Prozent der Anträge sind noch die Sicherheitsprüfungen zu absolvieren und die Schulungsbeauftragten zu schulen.
„Wir haben derzeit drei Teams von Montag bis Freitag im Einsatz, um die Validierungstermine abzuarbeiten und die formellen Prüfungen durchzuführen“, erklärt Schicho. Alle Antragsteller können sich sicher sein, dass die Validierungen bis zum 28. April unter Dach und Fach sein werden, verspricht der Manager. Auf die Frage, wie ein relativ kleines Unternehmen wie Sequrity eine so große potenzielle Zielgruppe bedienen könne, muss Schicho nicht lang nachdenken: Man habe die Mitarbeiter auf die Anzahl der Anträge abgestimmt, um sicherzustellen, dass alle Anträge fristgerecht erledigt werden können. Da die ursprünglich angenommene Zahl von 3.000 Firmen als Antragsteller „bei Weitem nicht erreicht wird, reicht das vorhandene Personal für die anstehenden Anträge aus“, betont Schicho gegenüber Verkehr. Außerdem habe man jederzeit die Möglichkeit, zusätzliches Personal einzustellen, um alle Anträge zu bearbeiten.
Fehlinformationen vermeiden
Zur kritischen Haltung des Zentralverbands Spedition & Logistik gegenüber Sequrity möchte sich Schicho nicht äußern. „Die Ablehnung und dementsprechende Äußerungen in der Presse führten nur zu Verunsicherung bei den Exporteuren von Luftfracht. Firmen, die Anträge auf die Validierung stellten, beschwerten sich bei uns über fehlende oder falsche Informationen seitens der reglementierten Beauftragten.“ Gemeint sind damit die Luftfrachtspediteure. Bis zum 28. April herrscht für Schicho und sein Team noch Hochbetrieb: 60 Prozent der Anträge müssen noch bearbeitet werden. „Von unserer Seite werden wir alle Anträge zeitgerecht erledigen.“
Sequrity wird nach dem 28. April nicht aufhören zu existieren. Es werden weiterhin Anträge zur Validierung einlangen, weil es nicht wenige Verlader geben soll, die bisher mit der Validierung gewartet haben und erst nach dem 28. April die Validierung anstreben. Faktum ist: Alle, die sich nicht bis zum 28. April validieren lassen, verlieren danach den Status des sogenannten Selbsterklärers beim Versand von Luftfrachtsendungen. Neben dem fortlaufenden Validierungsgeschäft ist Sequrity auch in anderen Geschäftsbereichen wie beispielsweise Sicherheits- und Gefahrgutmanagement oder Qualitätsmanagement aktiv.
Flughäfen vorbereitet
Auf den Flughäfen ist man auf die nicht bekannten Versender schon vorbereitet: Auf den Flughäfen Wien, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz stehen Screening-Geräte schon zur Verfügung oder werden noch zum 28. April angeschafft, heißt es dazu. Doch auch führende Speditionsunternehmen wie beispielsweise cargo- partner, Gebrüder Weiss, Panalpina oder Schenker, DHL und Kühne & Nagel können Screening inhouse durchführen.
Das Durchleuchten der Sendung gibt es nicht zum Nulltarif, Versender müssen mit einer Gebühr zwischen 15 und 20 Cent pro Kilogramm Luftfracht kalkulieren. Die zeitliche Verzögerung auf den Airports, wenn dort die Fracht gescreent wird, sei freilich ein weiterer Kostenfaktor, den unbekannte Versender bedenken sollten, verlautet aus Airportkreisen.
Autor: Josef Müller