Verkehr: Herr Umundum, die Post hat im vergangenen Jahr 184 Millionen Pakete zugestellt – über 500.000 Pakete am Tag. Das Gebot der Stunde lautet aber: Weniger Verkehre, weniger CO2-Ausstoß. Wie können das Wachstum und die Klimaziele in Einklang gebracht werden? Was hilft Ihnen dabei, diese gewaltigen Mengen auf nachhaltige Weise zu bewältigen?
Peter Umundum: Genau genommen haben wir als Konzern fast eine halbe Milliarde Pakete transportiert, nämlich 452 Millionen Stück, das umfasst auch unsere Töchter in Südost- und Osteuropa sowie der Türkei. Auf Österreich entfallen davon 184 Millionen. Wir bringen unser Wachstum bereits seit 2009 sehr erfolgreich mit unseren Klima- und Nachhaltigkeitszielen in Einklang. So haben wir unsere jährlichen CO2-Emissionen von damals 96.000 Tonnen auf heute 93.000 Tonnen reduziert – unsere Transportmengen gleichzeitig aber um 71 Prozent gesteigert. Dafür stehen uns drei Hebel zur Verfügung: nämlich die Transportlogistik, die Zustellung sowie unsere Gebäude.
Die Post stellt bereits seit 2020 CO2-neutral zu, indem wir Emissionen reduzieren, eigene Energie erzeugen und die noch nicht vermeidbaren Emissionen durch konkrete Klimaschutzprojekte kompensieren. Bis 2030 werden wir komplett CO2-frei zustellen, dafür setzen wir dann rein auf E-Fahrzeuge in der Zustellung. Wir haben schon in diesem Frühjahr beschlossen, nur noch E-Fahrzeuge für unsere Zusteller anzuschaffen. Daher bauen wir unsere Flotte noch heuer um 800 E-Fahrzeuge auf über 3.000 Fahrzeuge aus; nächstes Jahr sollen bis zu 1.300 weitere E-Fahrzeuge hinzukommen. Darüber hinaus haben wir bereits im November 2021 das „Grüne Graz“ umgesetzt, die steirische Landeshauptstadt wird seither komplett elektrisch und damit emissionsfrei zugestellt.
In der Transportlogistik setzen wir auf grünen Wasserstoff – das ist Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien erzeugt wurde. Die E-Mobilität hat in den vergangenen Jahren große Sprünge gemacht, über weite Strecken und mit hohen Zuladungen sind hier aber doch deutliche Grenzen gesetzt. Bei unseren Immobilien setzen wir durch und durch auf Nachhaltigkeit, das beginnt beim schonenden Umgang mit der Ressource Boden und geht bis zur eigenen Stromerzeugung durch Photovoltaikanlagen oder Heizung und Kühlung mittels Wärmepumpen.
Aktuell stehen die Treibstoff- und Energiepreise sowie die Energieversorgung im Fokus. Als Unternehmen mit bald über 3.000 E-Fahrzeugen, die geladen werden, und etlichen Sortierzentren, die betrieben müssen, spüren sie diese Entwicklung bestimmt sehr. Wie gehen Sie damit um? Gibt es Überlegungen, noch mehr Energieautarkie zu erzielen?
Umundum: Die enormen Preissteigerungen treffen uns als Post natürlich genauso wie alle anderen Unternehmen in Österreich auch. Unser Vorteil ist, dass wir mit der E-Mobilität bereits eine Exit-Strategie in Gang haben und den fossilen Treibstoffen so bald wie möglich den Rücken kehren werden.
Im Gegensatz zu produzierenden Unternehmen sind unsere Sortiermaschinen und Logistikzentren äußerst energieeffizient bzw. energiearm. Wir sprechen hier in der Regel von Elektromotoren und Computern, die die Sorter betreiben und steuern. Einen Teil dieses Energiebedarfs können wir bereits recht erfolgreich über eigene Photovoltaikanlagen auf den Dächern unserer Logistikzentren und Postbasen erzeugen, diese Flächen bauen wir auch laufend aus. Alleine heuer nehmen wir große Photovoltaik-Anlagen an unseren Standorten in Vomp und Allhaming in Betrieb, dazu kommen mehrere neue Postbasen in ganz Österreich. Damit erreichen wir eine Erzeugungsleistung von rund 3,5 Megawattpeak (MWp); nächstes Jahr streben wir sogar mehr als eine Verdopplung an.
Im Nachhaltigkeitsbericht 2021 der Post werden 14 Schritte des Masterplans Nachhaltigkeit 2030 angeführt – einer dieser Punkte ist die Kreislaufwirtschaft. Was darf man sich darunter vorstellen?
Umundum: Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man sich diesem Thema nähert. Wir setzen bei unseren eigenen Prozessen an und bündeln ausgebaute Fahrzeugbatterien in Pufferspeichern, in denen wir selbsterzeugte Energie unserer PV-Anlagen zwischenspeichern.
Eine anderes Thema ist die Verpackung der Pakete. Im Frühjahr haben wir gemeinsam mit der FH Oberösterreich und fünf heimischen Handelsunternehmen die „Grüne Verpackung“ getestet, das sind wiederverwendbare Mehrwegverpackungen. Die Empfänger entnehmen ihre Bestellung und retournieren die leere Verpackung an das Handelsunternehmen. Die erste Resonanz ist sehr positiv, wir wollen schon bald erste Ergebnisse vorstellen. Das Thema wird uns auch 2023 beschäftigen.
Mit „Re:Postboxing“ haben wir parallel zum Forschungsprojekt einen Ideenwettbewerb ins Leben gerufen, bei dem wir die Bedürfnisse und Ideen von Konsumenten zu nachhaltigen Verpackungen direkt abgefragt haben. Wir wollten wissen, wie sich Österreicher die Paketverpackungen von morgen vorstellen. Das Interesse war groß und es wurden an die 100 Ideen eingereicht. An diesen Ideen wird im Rahmen eines Workshops mit den Gewinnern und Experten verschiedener Branchen weitergearbeitet.
Vielen Dank für das Gespräch!